Streit um Fixer-Stuben für Nürnbergs Drogensüchtige

Experten diskutieren über das Pro und Contra von Konsumräumen. Das Sozialamt möchte solche Einrichtungen testen, das Ministerium blockt ab
NÜRNBERG Zwei Drogentote in der vergangenen zwei Tagen! Die Männer wurden quasi noch mit der Spritze im Arm gefunden. Vermutlich starben sie an einer Überdosis Rauschgift. Der Sicherheitsbericht der mittelfränkischen Polizei spricht von einem Anstieg der Drogentoten. Grund für die „Bunten“ (FDP, Freie Wähler, ödp, Grüne) im Rathaus über die Einrichtung von öffentlichen Fixer-Stuben nachzudenken. Hier können sich Abhängige unter der Aufsicht von Medizinern und Sozialpädagogen Heroin spritzen. Doch solche „Drogenkonsumräume“, in denen jedoch kein Heroin ausgegeben wird, sind höchst umstritten.
Am Donnerstag beraten Experten im Nürnberger Rathaus über das Für und Wider solcher Einrichtungen. In Bayern sind diese bisher verboten. In anderen Bundesländern, etwa Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen, hat man dagegen positive Erfahrungen gemacht.
Weniger Drogentote und öffentliche Präsenz von Junkies dank Fixerstuben
So sank dort die Zahl der Drogentoten. „Weil die Abhängigen unter Aufsicht ihre Drogen konsumieren, können sie zum Beispiel vor hochreinem Heroin gewarnt werden“, sagt Nürnbergs Sozialamts-Chef Dieter Maly. So könnten Todesfälle durch eine Überdosis verhindert werden. „Außerdem können die Sozialarbeiter in einem Drogenkonsumraum die Süchtigen viel einfacher erreichen und ihnen im Notfall schnell helfen.“ In Städten mit Fixer-Stuben liegen zudem weniger Spritzen herum, und Junkies stören nicht mehr so auffällig in der Öffentlichkeit.
Es gibt aber auch Argumente gegen die Fixer-Stuben. „Wir müssen der Frage nachgehen, ob sie zusätzlich Süchtige anziehen und zu einem Treffpunkt für Dealer werden“, so Maly. All dies soll bei der Anhörung im Rathaus diskutiert werden. Allerdings möchte er gerne einen Versuch mit einer Fixer-Stube in Nürnberg starten: „Ich würde es begrüßen, wenn wir dafür grünes Licht aus München bekommen würden!“
Zwar hat der Bundestag die rechtlichen Grundlagen für die Einrichtungen von Fixer-Stuben geschaffen. Doch die Staatsregierung wird diese nicht umsetzen. „Bayern sagt Nein zu Drogenkonsumräumen, denn sie sind rechtsfreie Räume. Deshalb lehnt die Staatsregierung solche Einrichtungen ab“, so eine Sprecherin von Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU).
Michael Reiner