Streit um Extra-Wurst für Bruder des Papstes
„Man könnte eine Ausnahme machen“ Prälat Heinrich Wachter fordert speziellen Parkplatz für Georg Ratzinger am Regensburger Dom – der 84-Jährige „genießt auch sonst etliche Privilegien“.
REGENSBURGEin Strafzettel wegen Falschparkens über läppische 15 Euro hat in Regensburg einen heftigen Streit um Georg Ratzinger, den Bruder von Papst Benedikt XVI. ausgelöst. Dessen Chauffeur, Prälat Heinrich Wachter, fordert einen eigenen Parkplatz für Georg Ratzinger und zwar in direkter Nachbarschaft zum Dom, damit er künftig keine Knöllchen mehr bekommt. Im Ordnungsamt der Stadt Regensburg ist man allerdings nicht bereit, dem Bruder des Papstes eine derart große Extra-Wurst zu braten.
Prälat Heinrich Wachter (78) hatte im Februar einen Strafzettel bekommen, weil er neben der Stiftskirche St. Johann 45 Minuten im Parkverbot gestanden hatte. Sein Chef, Georg Ratzinger, liest dort in der Kirche seit vielen Jahren pünktlich um sieben Uhr morgens die Messe. Früher war der 84 Jahre alte Bruder von Papst Benedikt XVI. die Strecke zu Fuß gegangen, inzwischen ist der 84-Jährige fast blind und auf die Hilfe seines Chauffeurs angewiesen.
Statt den Strafzettel zu bezahlen, schrieb Heinrich Wachter einen Brief an den Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Der Rathauschef möge eine Anordnung treffen, „um das Parken vor unserer Kirche während der Gottesdienstzeiten nicht zu beeinträchtigen“. Der Rathaus-Chef reagierte prompt und veranlasste, dass ein Schwerbehindertenausweis für Georg Ratzinger ausgestellt wurde.
Mit der Polizei zur Messe?
Damit war Schluss mit den lästigen Strafzetteln und die Sache schien eigentlich erledigt zu sein. Doch der Herr Prälat war nicht zufrieden. Heinrich Wachter sähe es gerne, wenn die Stadt einen speziellen Behindertenparkplatz vor St. Johann ausweisen oder – noch besser – wenn die Polizei Ratzinger gleich selbst zur Messe chauffieren würde.
„Man könnte eine Ausnahme machen“, sagte der Priester der „Mittelbayerischen Zeitung“, und verwies auf die Vorzugsbehandlung, die der Papst-Bruder anderswo genießt. Die Lufthansa fliege Ratzinger etwa kostenlos nach Italien. In Rom begrüße ein Vertreter der Regierung den Gast. Außerdem eskortiere die Polizei Ratzinger mit Blaulicht zum Vatikan.
„Sollten erneut Strafzettel kommen, schicke ich die an den OB zurück“, kündigte der rebellische Prälat an. Und besteht auf einer Vorzugsbehandlung für den Papst-Bruder.
Laut Ordnungsamt ist das unmöglich. Amtsleiter Alfred Santfort stellte unmissverständlich klar: Die Stadt handle nach objektiven Gesichtspunkten. „Wir behandeln alle Bürger gleich. Der Platz ist nicht dafür da, dass Privatautos hier parken. Ein Anlieger-, Bewohner- oder Behindertenparkplatz passt nicht vor den Dom.“ Rund um den Dom gebe es viele Möglichkeiten, wo auch Behinderte problemlos parken können.
Ralph Hub