Streik! Aufstand in Ansbach

Wegen der Entlassung von Trainer Eisenberger haben elf Akteure und ein Betreuer erklärt: „Wir werden nicht mehr für unseren Verein spielen!“
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Schwerer Job: Reiner Eisenbergers Nachfolger Horst Diller (Mitte mit Mütze), der wegen des Spielerstreiks nun ein Probetraining mit potenziellen Neuzugängen veranstalten muss.
Keck Schwerer Job: Reiner Eisenbergers Nachfolger Horst Diller (Mitte mit Mütze), der wegen des Spielerstreiks nun ein Probetraining mit potenziellen Neuzugängen veranstalten muss.

Wegen der Entlassung von Trainer Eisenberger haben elf Akteure und ein Betreuer erklärt: „Wir werden nicht mehr für unseren Verein spielen!“

ANSBACH Wer derzeit etwas über die Turbulenzen bei Bayernligist SpVgg Ansbach wissen will, trifft auf eine nur sehr schwer zu knackende Mauer des Schweigens. Nach der Trennung von Trainer Reiner Eisenberger (siehe Interview unten) machen nun viele seiner (Ex-)Spieler mobil. „Wir, die unterzeichnenden Spieler der 1. Mannschaft der SpVgg Ansbach, erklären hiermit, dass wir unter den gegebenen Umständen nicht mehr für unseren Verein spielen werden“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Aufmüpfiges Dutzend

Unterschrieben ist die Erklärung größtenteils von eigentlich unverzichtbaren Leistungsträgern im ausgerufenen Abstiegskampf des Tabellenzwölften. Wobei die Grün-Weißen zwei Spiele weniger, dafür acht Punkte mehr aufweisen als der auf Relegationsplatz 15 rangierende Würzburger FV. Thomas Raffel, Sebastian König, Achim Kadlubowski, Christian Sappa, Bertram Strobel, Jörg Müller, Christian Goth, Sebastian Kamberger, Manuel Fischer, Florian Grau, Dominic Westermeir und sogar Betreuer Ulrich Falk wollen und werden „die Eisenberger-Entlassung nicht akzeptieren“. Umdenken will das aufmüpfige Dutzend nur, „sollten sich in der Führung personelle Änderungen ergeben.“

Im Vorstand und/oder in der sportlichen Leitung. Zum Nachfolger von Eisenberger, jahrelang Spieler und seit Juni 2004 Trainer des ehemaligen Regionalligisten, wurde bis Saisonende Horst Diller bestimmt. Der 56-Jährige arbeitet am Staatsinstitut in Ansbach in der Lehrerausbildung, ist im neuem Nachwuchszentrum des Bayerischen Fußball Verbandes bei der SpVgg als Ausbilder für Trainer tätig, war in den letzten zehn Jahren jedoch als Coach selbst nicht aktiv. Dennoch steht in seiner Vita der Posten des Assistenten von Werner Lorant bei Viktoria Aschaffenburg.

Probetraining für potenzielle Neuzugänge

„Grundsätzlich bin ich keinem Spieler böse, wenn er Sympathie zu seinem Trainer bekundet“, erklärte Diller gegenüber der „Fränkische Landeszeitung“. „Aber wir haben nun sozusagen den Reset-Knopf gedrückt. Wir fangen also neu an.“ Mit einem Probetraining für potenzielle Neuzugänge wie André Eckstein, dem Sohn von Club-Idol Dieter Eckstein, und einem klaren Konzept: „Ich möchte die Mannschaft von der Physis her gut ausgebildet in die Rückrunde starten lassen. Vom spielerischen Potenzial sehe ich überhaupt keine Probleme.“

Oha, Konditionsmängel? Aber nicht nur. Ex-Club-Profi Hans-Jürgen Brunner, der Sportkoordinator, schweigt und verweist auf Gert Link. Der seit 1996 Erste Vorsitzende der SpVgg sagt freundlich: „Kein Kommentar, ich will unserer Vorstandssitzung am Mittwochabend nicht vorgreifen.“ Muss er auch nicht. Dem „Boss“ ist’s schwer ums Herz. Er, der Eisenberger letzte Woche eine „einvernehmliche Trennung“ vorgeschlagen hatte. „Wenn Reiner, der auch in Zukunft hohes Ansehen bei uns im Verein genießen wird, anderer Meinung ist, dann entlassen wir ihn halt.“ Aufgrund „sehr vieler Mosaiksteine, in der Summe hat er den Bogen überspannt.“

Dicke Luft in der Kabine - und im Bus

Eisenbergers lockere Art war allen bekannt. Er war eher Freund als Vorgesetzter seiner Spieler. Über die „Mosaiksteine“ ist bislang nur so viel bekannt: trotz ausdrücklichem Verbots seitens der Chefetage soll sowohl in der Kabine als auch bei Auswärtsfahrten mit dem Bus kräftig geraucht worden sein – nicht nur von Eisenberger. Und: Zwischenmenschlich herrschte zwischen Trainer und Link seit geraumer Zeit ein eher barscher Umgangston. Trotz des Geldsegens von 60000 Euro, den Eisenberger dem Verein mit dem Einzug in die erste DFB-Pokalhauptrunde 2008 (0:5 gegen Erstligist Karlsruher SC) beschert hatte.

Dass nun elf Spieler und ein Betreuer keinen Bock mehr auf die SpVgg haben, stößt Link schon sauer auf. Schließlich gebe es ja gültige Verträge. „Wir werden alle Vorgänge prüfen lassen und entsprechende Konsequenzen ziehen“, sagt er.

Ungeachtet dessen: In Ansbach sollten sie die besinnlichen Feiertage dringend dazu nutzen, um wieder zur Besinnung zu kommen. Markus Löser

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