Streik-Ärger: Aber sie muss freundlich bleiben...

VAG-Kundenbetreuer im Dauerstress: 1900 Anrufe gehen derzeit täglich ein – viele Kunden sind verärgert. Am Donnerstag setzt die GDL den Arbeitskampf aus. Die Notfahrpläne gelten trotzdem weiter
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Mitarbeiter der VAG-Leitstelle wollen anonym bleiben – aus Angst vor zornigen Kunden.
Berny Meyer Mitarbeiter der VAG-Leitstelle wollen anonym bleiben – aus Angst vor zornigen Kunden.

VAG-Kundenbetreuer im Dauerstress: 1900 Anrufe gehen derzeit täglich ein – viele Kunden sind verärgert. Am Donnerstag setzt die GDL den Arbeitskampf aus. Die Notfahrpläne gelten trotzdem weiter

NÜRNBERG Das Telefon von Margot Walter (44) steht seit sieben Tagen nicht mehr still. Seit der Streik im ÖPNV letzten Freitag begann, muss die VAG-Kundenbetreuerin Anrufe von Fahrgästen im Akkord beantworten. Gestern Abend kam erst einmal Entwarnung: Die Gewerkschaft GDL will ihren Streik aussetzen, „um Verhandlungsbereitschaft zu signalisieren“. Die Arbeit wird der Kundenbetreuerin jedoch nicht ausgehen. Denn trotz der Streik-Pause ändert sich der Notfahrplan zunächst einmal nicht.

„Wir können den Fahrplan gar nicht so schnell wieder umstellen“, so eine VAG-Sprecherin. „Dafür sind ein bis zwei Tage nötig.“ Außerdem habe die GDL offengelassen, wann sie ihre Mitglieder wieder in den Ausstand schickt.

Diese Zermürbungstaktik der Zwerg-Gewerkschaft nervt die Fahrgäste, das spürt Margot Walter bei ihrer täglichen Arbeit. „Viele Fahrgäste sind verunsichert, ob, wann und wie sie zu Terminen kommen.“

"Wir schaffen von 1900 Gesprächen pro Tag 75 Prozent"

Das Lachen vergeht der 44-Jährigen, die seit knapp 20 Jahren bei der VAG arbeitet, trotz des außergewöhnlichen Stress selten. Nur ein Anruf ging ihr richtig an die Nieren. Da bedrohte sie ein enorm verärgerter Kunde sogar mit Schlägen! „Ich hau Dir aufs Maul, wenn du nach Hause gehst“, brüllte er der fassungslosen Frau in den Hörer. Deshalb will sie auch nicht mit ihrem richtigen Namen in der Zeitung stehen. „Gottseidank ein Einzelfall“, so der Leitstellen-Chef Hans Sutara.

Obwohl die Belegschaft am Service-Telefon schon um vier bis fünf Personen verstärkt wurde und Überstunden schiebt, kann sie momentan die Fülle an Anrufen nicht beantworten. „Wir schaffen von 1900 Gesprächen pro Tag 75 Prozent. Der Rest landet in der Warteschleife", so Leitstellen-Chef Sutara. Das Telefon klingelt derzeit viermal so oft wie an normalen Werktagen, an denen es rund 550 Mal läutet.

„Die meisten Kunden sind trotz allem freundlich, entspannt und einfach froh, dass überhaupt Verkehrsmittel fahren“, berichtet Margot Walter Negative Äußerungen richteten sich vor allem gegen die Gewerkschaft GDL.

Auch VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger äußert wenig Verständnis für das Vorgehen der GDL: „Es kann nicht mehr die Rede davon sein, dass man die Fahrgäste nicht treffen will.“ Sollte der Streik weitergehen, verschärft sich die Situation. Dann müssten weitere Dienste auf Buslinien gestrichen werden: „Denn die verbleibenden VAG-Mitarbeiter müssen auch ihre Ruhezeiten einhalten.“ Seitzinger ist aber zuversichtlich, dass die VAG den Streik meistern wird: „Die Mitarbeiter sind mehr als motiviert, den Verkehr am Rollen zu halten.“ M. Pfefferer

Die VAG empfiehlt weiterhin: Mehr Fahrzeit als normal einrechnen, wenn möglich, nicht zu Spitzenzeiten wie im Schülerverkehr fahren und sich bei Fragen an die VAG-Hotline wenden Tel.0911/2834646.

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