Strahlenalarm bei Drogenrazzia

ROTH - Bei einer Razzia im mittelfränkischen Roth haben die Drogenfahnder des LKA eine Dose entdeckt, die laut Beschriftung radioaktives Material enthielt. Es wurde Großalarm ausgelöst. Inzwischen stellte sich heraus: die Substnz ist ungefährlich.
In einem Haus in Roth hatte ein 48-Jähriger ein illegales Drogenlabor eingerichtet. Seit Monaten wurde dort Amfetamin und Metamfetamin hergestellt, bis der Drogenfabrikant ins Visier des Landeskriminalamtes geriet. Gegen den 48-jährigen Hausbesitzer erging Haftbefehl. Ein 32-jähriger Komplize wurde ebenfalls gefasst. Die Polizei nahm ihn in München in einem Krankenhaus fest. Nach den beiden Festnahmen am Montag durchsuchten Fahnder jetzt das Haus. Dabei stießen sie im Keller auf ein zigarrenförmiges Metallbehältnis. Auf dem Deckel war deutlich erkennbar ein Warnzeichen für einen radioaktiven Inhalt zu sehen.
Bei einer unverzüglichen Befragung des 48-Jährige gab der Hausbesitzer an, bei dem Inhalt sollte es sich um Uranacetat, Uranylnitrat und Thoriumnitrat handeln, hochgiftige und radioaktive Stoffe.
ABC-Trupp im Einsatz
Die Drogenrazzia wurde daraufhin sofort abgebrochen. Anschließend riegelten Polizisten das Gebäude ab. Vom ABC-Trupp der Feuerwehr Ellingen wurde der Behälter in eine Strahlenschutzbox verpackt und von Experten der Technischen Sondergruppe des BLKA fachgerecht zur weiteren Untersuchung zum Landesamt für Umwelt nach Augsburg abtransportiert.
Sofort durchgeführte Messungen bei allen eingesetzten Kräften führte zunächst zur Feststellung von leicht erhöhten Werten, weitere Messungen im Laufe der Nacht ergaben dann aber Entwarnung für eine mögliche Gesundheitsgefährdung; an der Jacke eines Beamten und den Schuhen einer Mitarbeiterin wurde lediglich noch schwache Strahlung festgestellt.
Zweite verdächtige Dose entdeckt
In der Nacht wurde dann noch eine weitere Dose mit vermutlich Flusssand als Inhalt aufgefunden, die ebenfalls eine leicht erhöhte Radioaktivität aufwies. Nach Angaben der Experten des Landesamtes für Umwelt (LFU), die Messungen vor Ort durchführten, bestand zu keiner Zeit eine Gefährdung für Anwohner, Passanten oder Schüler einer nahegelegenen Schule.
Am Einsatz waren insgesamt 13 Kriminal- und Polizeibeamte und ca. 100 Kräfte der FFW Roth, Ellingen, Wendelstein, des THW Roth, des LFU und des BRK beteiligt. Sie wurden vorsorglich zum Arzt geschickt, um sich auf eventuelle Strahlenbelastung untersuchen zu lassen.
Gewaltiges Drogenlabor
Insgesamt wurden neben den Laborgerätschaften mehrere hundert Liter Chemikalien, die u.a. zur Herstellung von Betäubungsmitteln geeignet sind, aber auch sprengstoffverdächtige Substanzen sichergestellt. Daneben war noch eine große Menge anderer, nicht fachgerecht gelagerter Chemikalien (z.B. Flusssäure, Arsenid, Zyankali, Quecksilber) in dem Haus aufbewahrt. Diese Chemikalien wurden nach Rücksprache mit dem Landratsamt Roth durch eine Spezialfirma entsorgt.
Experten geben Entwarnung
Experten des Landesamts für Umwelt haben die sichergestellte Substanz inzwischen analysiert. Demnach handelt es sich nicht um radioaktives Material. In dem Metallröhrchen waren einige Brocken eines grauen Granulates und ein braunes Fläschchen mit 8,4 g eines grauen Pulvers. Um welchen chemischen Stoff es sich dabei handelt, kann noch nicht gesagt werden. Hier laufen derzeit noch Untersuchungen am LfU. In der ebenfalls im Keller sichergestellten Kaffeedose, die mit Sand gefüllt war, befand sich ein farbloses Fläschchen mit der Aufschrift „Thoriumnitrat-5-Hydrat Th(NO3)4 5H2O Vorsicht! radioaktiv, hochgiftig“ In dem Fläschchen befanden sich 48 g eines weißen Pulvers. Hier ergab die Untersuchung im LfU mittlerweile, dass es sich tatsächlich um Thoriumnitrat handelt. Thorium ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Metall. Dieser Stoff wäre nur bei Inhalation oder körperlicher Aufnahme gefährlich. Von der aufgefundenen Menge in dieser luftdichten Verpackung ging nach Angaben der Experten keine Gefahr aus.
Ralph Hub