Straf-Rabatt - weil der Richter bummelte

Verfahren verschleppt: Für fünf Millionenbetrüger gab's je 9 Monate Haftabzug.
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Hatte das Verfahren verschleppt: Richter Thomas Gruber.
bayernpress.com 2 Hatte das Verfahren verschleppt: Richter Thomas Gruber.
Voller Saal: Zehn Tage dauerte der Prozess um Geldwechselbetrügereien gegen die fünf Angeklagten (hier mit ihren Anwälten).
Berny Meyer 2 Voller Saal: Zehn Tage dauerte der Prozess um Geldwechselbetrügereien gegen die fünf Angeklagten (hier mit ihren Anwälten).

Verfahren verschleppt: Für fünf Millionenbetrüger gab's je 9 Monate Haftabzug.

NÜRNBERG Sie haben reihenweise Akademiker und Geschäftsleute mit Geldwechselgeschäften in Millionenhöhe betrogen. Doch weil ein Nürnberger Richter bummelte, wurden die fünf Angeklagten gestern am 10. Verhandlungstag vor dem Nürnberger Landgericht mit einem dicken Rabatt zu milden Strafen zwischen zweieinhalb und sieben Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Die Mitglieder der fünfköpfigen, miteinander verwandten Bande können kaum lesen oder schreiben, doch mit unglaublicher Überredungskunst und Raffinesse prellten sie ihre Opfer mit so genannten Rip-Deals, bei denen wertlose Altpapier-Päckchen gegen echte Euro eingetauscht wurden.

Eigentlich hätten die dreisten Betrüger mit ihrer unglaublichen Überedungskunst höhere Strafen verdient. Doch weil der früher zuständige Richter Thomas Gruber das Verfahren liegen ließ, erhielten die Verurteilten einen Strafbonus von neun Monaten Haft. Ebenfalls abgezogen werden 14 Monate U-Haft, die sie bereits verbüßt hatten, bis das Oberlandesgericht Nürnberg sie wegen Grubers Prozess-Verschleppung freiließ. Er hatte den umfangreichen Prozess hinausgezögert, weil er sich im Vorgespräch mit den Beteiligten nicht auf Strafhöhen einigen konnte. Gruber (60) wurde versetzt, ging inzwischen in Vorruhestand.

Zum Prozess seines Nachfolgers Richter Ulrich Flechtner erschienen alle Freigelassenen. Die Angeklagten aus dem Ruhrgebiet leben offiziell von Hartz IV und betrogen Leute bundesweit, „bis die Nürnberger Kripo dazwischen holzte“, so der Verteidiger von Banden-Boss Jesik D. (39). Der Lockenkopf gab sich als Scheich Babo von Dubai aus, der Geldtauschgeschäfte anbot – mit 100 Prozent Rendite. Die Verurteilten blieben gestern auf freiem Fuß, wollen ihre Strafen als Freigänger im Bielefelder Gefängnis absitzen. cis

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