Stolzer 70er
Die AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm schreibt über Stoibers Geburtstag.
Bei Geburtstagen ist Milde angesagt. Da wird der Jubilar über den Schellenkönig gelobt. Beim 70.Geburtstag von Edmund Stoiber ist das nicht anders. Er hat Bayern 14 Jahre lang regiert, länger als alle seine Vorgänger – mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein, tiefer Überzeugung, unheimlicher Besessenheit und auch einem Quäntchen Größenwahn. Er wollte immer der Beste sein, dem die Menschen blind vertrauten. Der sie stolz machte, Bayern zu sein. Stolz auf „Laptop und Lederhosen“.
Auf einen weiß-blauen Freistaat, über dem die Sonne strahlt und in dem kaum Arbeitslosigkeit herrscht. Auf einen Visionär, der als erster erkannte, dass Schuldenmacherei einen Staat ins Verderben führen kann. Da spielte es keine Rolle, dass Stoiber wegen ein paar tausend Wählerstimmen die größte Niederlage seines Lebens einstecken und das Kanzleramt Gerhard Schröder überlassen musste. Vorbei war es erst, als er sich unter Bundeskanzlerin Angela Merkel aus Berlin verdrückte und damit den Bayern ihren Stolz nahm.
Aber das ist Geschichte. Aus den Augen, aus dem Sinn: Die Ära Stoiber ist schneller verblasst, als er selbst bei seiner Amtsübernahme das Amigo-System seiner Vorgänger auslöschen konnte. Hinterlassen hat Stoiber Bayern einen ausgeglichen Haushalt. Ein geplündertes Tafelsilber. Eine Landesbank, die fast pleite ist. Und eine CSU, die kein Naturgesetz mehr ist und erstmals fürchten muss, nach 56 Jahren von ihrem weiß-blauen Thron gestoßen zu werden.