Stoiber: Ein Zampano auf Lebenszeit

Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber geht noch lange nicht in Rente: Als Berater und Lobbyist ist er so aktiv wie eh und je.
Angela Böhm |
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STOIBER UND DIE FRANKEN:
Ein Franke als bayerischer Löwe? Das wird es nie geben, muss sich Stoiber gedacht haben, als er nach tagelangen Machtkämpfen in Kreuth zu seinem getreuen Innenminister Günther Beckstein keck sagte: „Dann mach’s halt du.“ Insgeheim hatte er wohl gedacht, dass sich Beckstein eh nicht traut und loyal zu ihm steht. Aber der Nürnberger fackelte nicht lange, einigte sich mit dem Niederbayern Erwin Huber, die Macht zu teilen. Das war Stoibers Ende. Der aber schwor Rache und tat alles, um sein Nachfolger-Duo Beckstein/Huber ein Jahr später mit Hilfe von Horst Seehofer wieder zu stürzen und aus der Regierungszentrale davon zu jagen.
dpa/Daniel Karmann 5 STOIBER UND DIE FRANKEN: Ein Franke als bayerischer Löwe? Das wird es nie geben, muss sich Stoiber gedacht haben, als er nach tagelangen Machtkämpfen in Kreuth zu seinem getreuen Innenminister Günther Beckstein keck sagte: „Dann mach’s halt du.“ Insgeheim hatte er wohl gedacht, dass sich Beckstein eh nicht traut und loyal zu ihm steht. Aber der Nürnberger fackelte nicht lange, einigte sich mit dem Niederbayern Erwin Huber, die Macht zu teilen. Das war Stoibers Ende. Der aber schwor Rache und tat alles, um sein Nachfolger-Duo Beckstein/Huber ein Jahr später mit Hilfe von Horst Seehofer wieder zu stürzen und aus der Regierungszentrale davon zu jagen.
STOIBER UND DIE FRAUEN:
Sie sind sein Schicksal: Mit der einen frühstückte er in Wolfratshausen und ließ sie später in Berlin einfach sitzen. Die andere ignorierte er gnadenlos, weigerte sich mit ihr zu reden. Dafür machte sie ihn fertig. Angela Merkel, die Edmund Stoiber für unfähig hielt, wurde Kanzlerin. Die schöne CSU-Landrätin Gabriele Pauli(siehe Foto), die er für unwichtig hielt, vertrieb ihn aus der Regierungszentrale. Da blieb ihm nur noch seine „Muschi“, mit der er seit 43 Jahren verheiratet ist. Mit ihr verbindet ihn vor allem eines: die Besessenheit von der Macht.
AP/Diether Endlicher 5 STOIBER UND DIE FRAUEN: Sie sind sein Schicksal: Mit der einen frühstückte er in Wolfratshausen und ließ sie später in Berlin einfach sitzen. Die andere ignorierte er gnadenlos, weigerte sich mit ihr zu reden. Dafür machte sie ihn fertig. Angela Merkel, die Edmund Stoiber für unfähig hielt, wurde Kanzlerin. Die schöne CSU-Landrätin Gabriele Pauli(siehe Foto), die er für unwichtig hielt, vertrieb ihn aus der Regierungszentrale. Da blieb ihm nur noch seine „Muschi“, mit der er seit 43 Jahren verheiratet ist. Mit ihr verbindet ihn vor allem eines: die Besessenheit von der Macht.
STOIBER UND DIE SPRACHE:
Die Ääähra-Stoiber mit seinen gestammelten Werken startete bei Sabine Christiansen. Die sprach Edmund Stoiber bei seiner Talk-Show-Premiere als Kanzlerkandidat gleich mit „Frau Merkel“ an. Danach folgten seine legendären Stotter-Arien zum Transrapid, zu den Blumen in seinem Garten, die er „hinrichtet“ und die „gludernde Lot“. Stoibers Sprache wurde plötzlich Kult, der ganz große Hit im Internet und er selber zur Lachnummer der Republik. Dabei hatte der Oberbayer noch nie anders geredet. Doch als ihm noch alle zujubelten, hatte darauf offensichtlich niemand geachtet.
ddp/dapd/Carsten Koall 5 STOIBER UND DIE SPRACHE: Die Ääähra-Stoiber mit seinen gestammelten Werken startete bei Sabine Christiansen. Die sprach Edmund Stoiber bei seiner Talk-Show-Premiere als Kanzlerkandidat gleich mit „Frau Merkel“ an. Danach folgten seine legendären Stotter-Arien zum Transrapid, zu den Blumen in seinem Garten, die er „hinrichtet“ und die „gludernde Lot“. Stoibers Sprache wurde plötzlich Kult, der ganz große Hit im Internet und er selber zur Lachnummer der Republik. Dabei hatte der Oberbayer noch nie anders geredet. Doch als ihm noch alle zujubelten, hatte darauf offensichtlich niemand geachtet.
STOIBER UND DIE EU:
Menschen ändern sich. Sogar Edmund Stoiber. Vom Europa-Hasser zum Euro-Fighter! Als bayerischer Ministerpräsident kämpfte er gegen den Euro und gegen Europa. Er machte dem damaligen Kanzler Helmut Kohl und dessen Finanzminister, CSU-Chef Theo Waigel die Hölle heiß. Heute ist Stoiber für EU-Kommissionspräsident Barroso als fanatischer Chef-Entbürokratisierer unterwegs und wird von allen Parteien als glühender Europäer gelobt.
ddp/AP/Yves Logghe 5 STOIBER UND DIE EU: Menschen ändern sich. Sogar Edmund Stoiber. Vom Europa-Hasser zum Euro-Fighter! Als bayerischer Ministerpräsident kämpfte er gegen den Euro und gegen Europa. Er machte dem damaligen Kanzler Helmut Kohl und dessen Finanzminister, CSU-Chef Theo Waigel die Hölle heiß. Heute ist Stoiber für EU-Kommissionspräsident Barroso als fanatischer Chef-Entbürokratisierer unterwegs und wird von allen Parteien als glühender Europäer gelobt.
STOIBER UND DER PAPST:
Die Weihen von ganz oben glaubte die CSU immer zu haben: So präsentierten sich die Stoibers beim Besuch des Stellvertreters auf Erden gleich selber als „Heilige Familie“. Im Jahr davor hatte Stoiber dem Heiligen Vater in Rom noch gebeichtet, warum er sich als Superminister von Merkel verdrückt hatte. Seine CSU-Fraktion bettelte er auf der Papst-Audienz an: „Ich leide wie ein Hund, gebt mir eine zweite Chance.“ Aber nicht mal mehr der Papst konnte da helfen. Die „Bild“-Zeitung beerdigte ihn: „Eigentlich müssten in Bayern die Fahnen auf halbmast flattern – Staatstrauer wegen Ablebens des Mannsbildes Edmund. Er ist ein feiger Hund.“
dpa/Wolfgang Radtke 5 STOIBER UND DER PAPST: Die Weihen von ganz oben glaubte die CSU immer zu haben: So präsentierten sich die Stoibers beim Besuch des Stellvertreters auf Erden gleich selber als „Heilige Familie“. Im Jahr davor hatte Stoiber dem Heiligen Vater in Rom noch gebeichtet, warum er sich als Superminister von Merkel verdrückt hatte. Seine CSU-Fraktion bettelte er auf der Papst-Audienz an: „Ich leide wie ein Hund, gebt mir eine zweite Chance.“ Aber nicht mal mehr der Papst konnte da helfen. Die „Bild“-Zeitung beerdigte ihn: „Eigentlich müssten in Bayern die Fahnen auf halbmast flattern – Staatstrauer wegen Ablebens des Mannsbildes Edmund. Er ist ein feiger Hund.“

Der Ex-Ministerpräsident lässt es zum runden Geburtstag mit 1000 Gästen krachen. Doch in Rente geht er noch lange nicht. Als Berater und Lobbyist ist er so aktiv wie eh und je.

 

München - Für ein paar Stunden darf er sich heute fühlen, als hätte sich in seinem Leben nichts verändert, als wäre er noch immer bayerischer Ministerpräsident. So wie er es geplant hatte, damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Zu seinem 70. Geburtstag lässt sich Edmund Stoiber feiern wie in alten Zeiten.

Die Gebirgsschützen marschieren auf. Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel huldigt ihm in ihrer Rede. EU-Kommissions-Präsident José Manuel Barroso lobpreist ihn. Sein treuer Spezl, FC-Bayern-Chef Uli Hoeneß, sowieso. Auch der Präsident des Verbandes der Bayerischen Wirtschaft, Randolf Rodenstock, darf rühmende Worte vortragen. Schließlich bezahlt er die glamouröse Party, zu der gut 1000 Gäste ins Prinzregenten-Theater geladen sind. Nina Ruge, die Ehefrau von Linde-Chef Wolfgang Reitzle, moderiert die Super-Gala für Stoiber. Schließlich ist man befreundet – die Stoibers verbrachten schon schöne Tage bei den Reitzles in der Toskana.

Natürlich kommt auch Ehefrau Karin heute nicht zu kurz. Der Musiker Leslie Mandoki, ein treuer Anhänger der CSU und Duz-Freund der Stoibers, will ihr Lieblingslied trällern: „Last Day of Summer“. Aber natürlich nicht den gleichnamigen Hit der britischen Band „The Cure“, in dem es heißt: „Nichts von dem, was ich denke, glaube oder sage, ist wahr.“ Der einstige „Dschingis Khan“- Sänger hat einen eigenen Titel komponiert: „Bitte vergib mir, frag nicht nach dem Grund warum, für die Tränen, die wir beide vergießen mussten.“

Das pompöse Fest mag die Stoibers vielleicht über manches hinweg trösten: Dass er gerade aus seinem prunkvollem 13-Zimmer-Büro im Lehel ausziehen muss, das dem Freistaat samt Hofstaat jährlich eine halbe Million Euro kostete. Dass er jetzt gegenüber in einem viel kleineren Büro repräsentieren soll, das er selber zahlen muss. Dass er zum Monatsende seine Staatskarosse samt Chauffeur verliert, weil ihm diese Privilegien nur auf die Dauer von vier Jahren nach seiner Amtszeit zustehen.

Der Steuerzahler finanziert nun nichts mehr für Stoiber. Der hat inzwischen andere Geldgeber gefunden. Drei seiner Mitarbeiter, die ihn bei seiner ehrenamtlichen Aufgabe für die EU unterstützen, werden künftig von Merkel und Barroso bezahlt. Stoibers neue Beratertätigkeit bei der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Deloitte und beim Privatsender Pro Sieben/Sat1 dürfte auch ein bisserl was einbringen. Schließlich steht seine ganze Familie dahinter. Die Rechtsanwaltskanzlei, in der seine beiden Töchter arbeiten, ist „Kooperationskanzlei“ von Deloitte. Dort leitet Stoiber einen Beirat, in dem prominente Namen vertreten sind, wie die Grande Dame von Bertelsmann, Liz Mohn, die Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Mauro und die Familienunternehmerin Maria Elisabeth Schaeffler. Die zählte schon auf Stoibers Reisen als Ministerpräsident zu seinem Tross.

Im Juli bekam er ein weiteres Engagement als Lobbyist bei Pro Sieben/Sat 1. Schon immer war Stoiber ein Freund des Privatfunks - und von Leo Kirch, der den Sender einst aufbaute. Sohn Dominic Stoiber fand hier eine Anstellung. Auch für den Sender bemüht sich Stoiber um einen Promi-Beirat mit der Produzentin und Ehefrau von Joschka Fischer, Minu Barati-Fischer, und Kickbox-Weltmeisterin Christine Theiss.

Mit 70 Jahren ist der Pensionär wieder ein viel beschäftigter Mann. Seine Doppelhaushälfte in Wolfratshausen hat er als Kanzlei-Adresse angegeben. Seit 2008 sitzt er als Aufsichtsrat bei der Nürnberger Lebensversicherung AG. Den Job hatte ihm Günther Beckstein vermittelt – als Trostpflaster für den Sturz vom Bayern-Thron. Gedankt hat es Stoiber dem Franken nie – im Gegenteil. So will Beckstein heute nur kurz vorbeischauen. Wenn überhaupt. Die alten Zeiten gibt’s halt doch nicht mehr. Aber die AZ blickt nochmal zurück.

 

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