Stinkwanzen: Gibt es eine Plage in Bayern?

Die Stinkwanzen scheinen derzeit überall zu sein. Sind die Insekten eine Plage in Bayern oder sogar gefährlich? Und wie kann man Stinkwanzen bekämpfen? Ein Experte klärt auf.
von  Lisa Marie Albrecht
Zur Zeit finden sie sich fast überall: Stinkwanzen.
Zur Zeit finden sie sich fast überall: Stinkwanzen. © imago images / agefotostock

München - Erst vor wenigen Minuten hat Martin Hänsel den Telefonhörer abgenommen, da passiert es: "Kaum sprechen wir darüber, da fliegt mir eine direkt auf den Tisch", sagt der stellvertretende Geschäftsführer der Kreisgruppe München des Bund Naturschutz (BUND) im Gespräch mit der AZ. Gemeint ist ein braunes Insekt in ovaler Form: eine Stinkwanze. Coronabedingt hatte Hänsel in seinem Büro das Fenster zum Lüften geöffnet und schon segelte das Tierchen hinein.

Hänsel lässt es von einer Hand zur anderen krabbeln und bewundert den robusten Panzer, berichtet er am Telefon - "völlig ungefährlich", beurteilt er seinen Wanzenkontakt. Womit die vielleicht wichtigste Frage schon mal geklärt wäre.

So ruhig wie der Naturschützer reagiert wohl nicht jeder, wenn er dieser Tage auf eines der etwa daumennagelgroßen Insekten trifft. Die Stinkwanzen bevölkern Balkone, Hausmauern und fliegen auch gerne einmal mit lautem Brummen in die Wohnung. Fast könnte man meinen, es handle sich um eine Invasion - doch das kann Hänsel nicht bestätigen. "Es ist ganz normal für diese Jahreszeit, dass die Stinkwanzen jetzt die Nähe zu Häusern suchen", sagt er.

Keine besonders hohe Stinkwanzen-Anzahl

Grund ist schlicht, dass es ihnen draußen zu kalt wird und sie davor fliehen - in Geräteschuppen und Garagen, manchmal aber auch in gekippte Fenster und Zwischenräume. Zudem würden die Tiere von Licht angezogen, sagt Hänsel, sodass sie sich auch in die Wohnung verirren, obwohl es dort für sie zu warm ist.

Ein willkommener Gast - zumindest für Martin Hänsel: Während des Telefonats mit der AZ über Stinkwanzen fliegt dem Naturschützer ein Exemplar ins Büro - die Kollegen halten den Moment per Bild fest.
Ein willkommener Gast - zumindest für Martin Hänsel: Während des Telefonats mit der AZ über Stinkwanzen fliegt dem Naturschützer ein Exemplar ins Büro - die Kollegen halten den Moment per Bild fest. © privat

Von einer besonders hohen Stinkwanzen-Anzahl oder gar einer Plage könne aber keine Rede sein, so der Naturschützer. "Dadurch, dass sie so groß sind, fallen sie uns einfach mehr auf als zum Beispiel Marienkäfer." Gefährlich sind die Stinkwanzen für den Menschen nicht - allerdings können sie ihrem Namen alle Ehre machen. Denn wenn sie sich bedroht fühlen oder man sie zerquetscht, versprühen sie ein übelriechendes Sekret, dessen Geruch manchmal mit Schweißfüßen verglichen wird und an Händen oder Kleidung hängen bleiben kann.

Stinkwanzen bekämpfen: Was hilft wirklich?

Wie also wird man die ungebetenen Gäste wieder los, ohne eine Geruchsprobe zu erhalten? Hänsel empfiehlt die bewährte Glas-und-Papier-Methode: Das Tierchen einfach auf ein Stück Papier krabbeln lassen, ein Glas überstülpen und es zurück in die Freiheit entlassen. "Natürlich sollte man vorher das Licht ausmachen, sonst kann es sein, dass die Stinkwanze direkt wieder zurück in die Wohnung fliegt", gibt er zu bedenken. Wer mag, kann das Tier auch auf die Hand nehmen und hinausbefördern. Nur drücken oder mit dem Staubsauger einsaugen sollte man es nicht.

Um sich die Wanzen auf Dauer vom Leib zu halten, hilft es dem Naturschützer zufolge, Öffnungen zu verschließen und Fliegengitter anzubringen. Von der Bekämpfung mit Insektensprays oder Klebefallen rät er dringend ab. Die darin enthaltenen Stoffe seien nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern auch für den Menschen - zudem könne es passieren, dass eine in einer Klebefalle gefangene Stinkwanze erst recht die Geruchs-Attacke startet.

Stinkwanzen sind keine Gefahr

Dass die Stinkwanze so einen schlechten Ruf hat, hängt wohl auch damit zusammen, dass sie viele fälschlicherweise mit der Bettwanze in Verbindung bringen. Bettwanzen ernähren sich vom Blut der Menschen und hinterlassen juckende Stiche.

Eine Gefahr, die von der Stinkwanze keinesfalls ausgeht, sagt Hänsel. Denn die sei ein reiner Blattsauger. Dem Exemplar auf seiner Hand, verspricht er, werde er natürlich umgehend wieder die Freiheit schenken.

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