Stimmung aus dem Eintopf

Hut ab: DJ Bobo bringt die Nürnberger Arena zum Toben – mit einem wunderlichen Konzept
von  Abendzeitung
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Illustration © Matthias Hertlein

Hut ab: DJ Bobo bringt die Nürnberger Arena zum Toben – mit einem wunderlichen Konzept

Man muss es sich immer wieder vorsagen: Dies ist kein Konzert. KEIN Konzert. Jedenfalls nicht im üblichen Sinne. Sonst wird man nämlich wahnsinnig, bei DJ Bobo am Freitagabend in der Nürnberger Arena. Sonst muss man vorstürzen, ihn am Kragen packen und schreien: „Himmelherrgott, was machst du da für einen sinnlosen Kraut-und-Rüben-Eintopf?“ Aber: Es ist eben KEIN Konzert. Der Mann ist DJ. Und das ist ein wichtiger Unterschied.

Gespielt wird, was gefällt

Ein DJ mischt sich aus verschiedenen Zutaten seine Songs zurecht. So, wie er sich den Refrain von „Somebody’s Watching Me“ beim US-Sänger Rockwell für seinen eigenen Hit „Somebody Dance With Me“ geliehen hat. Ein DJ legt auf, was ihm gerade gefällt und in die Finger kommt. Und genau so sieht der Abend dann auch aus.

Es tanzt das rheumatische Lego-Männchen

Eine kleine Elfe mit Laterne rennt wie Peter Pans Glöckchen durch den Saal, dann fällt der Vorhang und enthüllt die Bühne mit der riesigen Bühnenfigur, einem Buddha-Thai-Irgendwas, auf dessen sechs Händen die Musiker stehen. Unten tummeln sich Tänzer in Kostümen aus „Alexander der Große“, „Herr der Ringe“ oder „Apocalypto“. DJ Bobo schießt zwischendurch mit Feuerpfeilen (Trefferquote: 100%), singt (Trefferquote: Schrotflinte), alle Nase lang explodiert irgendwas, blitzen Laserstrahlen aus den Buddha-Augen, und getanzt wird auch, vom DJ eher im Stil eines rheumatischen Lego-Männchens. Was nicht stört, weil er drumrum sehr gute Tänzer dazu holt, genauso wie sinnfreie Martial Arts Tänzer (bei RTL2 handgecastet) oder eine völlig zusammenhanglose Trommeltruppe, aber das ist eben KEIN Konzert. Und deswegen ist die Stimmung auch so verblüffend gut: Ein fränkisches Publikum, 3000 Leute, die auf Befehl minutenlang „La Ola“ durch die Arena rollen lassen, mitsingen, klatschen, begeistert dabei sind, das ist keine Kleinigkeit. Das muss man anerkennen.

Es geht auch ohne...

Man muss fairerweise aber auch sagen: Dasselbe schaffte im Vorprogramm Lokalmatador Captain Hollywood. Ohne viel Firlefanz.

Timur Vermes

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