Stichwahl: Bayerns erster grüner Landrat muss gehen
München - Die Stichwahl ist für den ersten grünen Landrat Bayerns ein Debakel gewesen. Amtsinhaber Wolfgang Rzehak (Bündnis 90/Die Grünen) bekam nur 35 Prozent der Stimmen, 65 Prozent sein CSU-Herausforderer Löwis. Der übernimmt ab Freitag das Ruder in Miesbach.
Der 52-jährige Rzehak war vor sechs Jahren zum ersten grünen Landrat in Bayern gewählt worden – nachdem sein CSU-Vorgänger Jakob Kreidl 2014 über die sogenannte Miesbacher Amigo-Affäre gestolpert war (siehe unten).
Grüner Landrat geht nach sechs Jahren
Doch auch Rzehak geriet ins Visier der Staatsanwaltschaft. Denn als Verwaltungsrat der Sparkasse soll er seiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen sein. Letztlich aber kam Rzehak mit einer Verwarnung unter Strafvorbehalt davon. Rückblickend auf seine Amtszeit meint er, dass es "trotzdem sechs gute Jahre waren." Er habe es "geschafft, den Landkreis wieder mit stabilen Finanzen in ruhiges Fahrwasser zu bringen."
Zu ruhig vielleicht. "Beppo", wie er auch genannt wird, würde zu viel verwalten und zu wenig gestalten, hieß es von manchen. Der Diplom-Verwaltungswirt sieht darin nichts Verwerfliches. Er sei halt "kein großer Zampano", "Inszenieren" sei nicht seine Art, sagt Rzehak. Bei vielen sei das gut angekommen, bei anderen nicht.
2014 hatte der Grüne einen politischen Scherbenhaufen übernommen. "Da habe ich unheimlich viel aufgeräumt." Es sei ihm gelungen, so Rzehaks Fazit, ein solches Amt auch ohne Filz und Skandale auszuüben. Viele "Seilschaften" würden aber noch bestehen. "Ich hoffe, dass mein Nachfolger Olaf von Löwis "gegen Einflüsterer standhaft ist", so Rzehak.
Miesbachs neuer Landrat: Olaf von Löwis
Als anpackender Landrats-Kandidat verkaufte sich im Wahlkampf Diplom-Forstwirt Olaf von Löwis. Er war sechs Jahre Bürgermeister von Holzkirchen und damit der größten Kommune im Kreis Miesbach. Vorzuweisen hat er den Kraftakt über ein 60 Millionen teures Projekt, die Geothermie-Anlage. Eine schier unerschöpfliche Energiequelle, die Wärme und Strom liefert.

Anpacken muss von Löwis in seinem neuen Revier den Beitritt zum MVV, die Verkehrsflut im Tegernseer Tal, den Ausbau des ÖPNV und bezahlbaren Wohnraum. "Höchste Priorität" hat angesichts der Corona-Pandemie für von Löwis "die regionale medizinische Versorgung mit dem Erhalt des Kreiskrankenhauses Agatharied. Hier müssen wir bereit sein, notfalls tief in die Haushaltskasse zu greifen", so von Löwis zur AZ.
Auch von einem weiteren Thema bleibt der CSU-Landrat nicht verschont: Er wird das Verfahren für ein neues Wasserschutzgebiet im Mangfalltal angehen müssen. Das Wasserschutzgebiet rund um die Quellen der Stadtwerke München soll um eine dritte Schutzzone erweitert werden, was im Landkreis für erbitterten Widerstand sorgt.
Ex-Landrat Jakob Kreidl: Sparkassen-Affäre
Rzehaks Vorgänger, Ex-CSU-Landrat Jakob Kreidl, stand von Oktober 2018 an zusammen mit Miesbachs Ex-Sparkassenchef Georg Bromme wegen der Sponsoring-Affäre vor Gericht. Die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee soll über Jahre hinweg teure Reisen, Einladungen und Geschenke für Kommunalpolitiker und Verwaltungsräte mitfinanziert haben.

Das Landgericht München II verurteilte die beiden wegen Untreue zu Bewährungsstrafen von elf und 18 Monaten und Sozialstunden. Nun muss der Bundesgerichtshof die Revision prüfen.
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Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Artikels hieß es, die Stadtwerke strebten eine Erweiterung des Wasserschutzgebiets an. Das ist nicht korrekt. Wir haben den Fehler korrigiert.