Stau auf A9: Hier brauchen Autofahrer starke Nerven
Stau auf Bayerns größter Autobahnbaustelle – Auf der A 9 zwischen Kreuz Neufahrn und Allershausen brauchen Autofahrer immer wieder starke Nerven.
Neufahrn - „A9 Nürnberg Richtung München: zwischen Allershausen und Kreuz Neufahrn sechs Kilometer Stau an einer geräumten Unfallstelle“, lautet die Verkehrsnachricht des Bayerischen Rundfunks. Lange Autoschlangen sind hier keine Seltenheit: Zwischen Allershausen und Neufahrn erstreckt sich über 15 Kilometer die derzeit größte Baustelle auf bayerischen Autobahnen. Und nach ADAC-Angaben ist es auch die Autobahnbaustelle, an der es sich im Freistaat am häufigsten staut. Im Durchschnitt ist die Blechschlange zwölf Kilometer lang. Doch bereits vor den Bauarbeiten waren Wartezeiten im stehenden Auto die Regel: Rund 100.000 Fahrzeuge sind dort täglich unterwegs – zuviel Verkehr für die sechsspurige Autobahn.
„Regelmäßig an Freitagnachmittagen und auch am Morgen ist diese Strecke stark überlastet“, erläutert Michael Witt von der Autobahndirektion Südbayern. Der Ausbau zur achtspurigen Autobahn sei aber aus Kostengründen in naher Zukunft nicht abzusehen. Daher soll zu den Stoßzeiten vorübergehend der Seitenstreifen als zusätzliche Spur genutzt werden. Dazu braucht es zuerst einen neuen Straßenbelag. Denn der Asphalt auf den Standstreifen ist nicht für schwere Lastwagen geeignet. „Der hätte versagt, wenn man da drüber gefahren wäre“, sagt Witt, der Projektleiter der Baustelle.
Mehr als 280 Unfälle seit Baubeginn
In beiden Fahrtrichtungen liegt der Baustellenbeginn etwas südlich des Parkplatzes Aster Moos. Die übrigen Streckenabschnitte zwischen Neufahrn und Allershausen wurden schon 2009 und 2010 fertig gestellt. Erneuert wird der Asphalt nicht nur auf dem Standstreifen, sondern auf der gesamten Fahrbahn. Daher dient dieser schon während der Bauzeit – wenn er nicht gerade selbst saniert wird – als dritte Fahrbahn, während andere Spuren instand gesetzt werden. Unfälle führen ohne den Seitenstreifen erst recht zu Staus, erklärt Projektleiter Witt: Denn „wenn einer liegen bleibt, dann ist dieser Fahrstreifen gleich mal nicht mehr da“, schildert er das Problem.
Und Unfälle gibt es nicht wenige: Allein vom Baubeginn Anfang Juni bis Mitte August waren es mehr als 280. „Die Unfälle sind seit Baubeginn um gut 50 Prozent gestiegen“, sagt Nikolaus Bischof, Sprecher der Verkehrspolizei Freising. In erster Linie handle es sich um Auffahrunfälle, doch unter den Unfallopfern sind bereits 84 Verletzte und ein Toter. Schuld sei wohl vor allem das Treiben auf der Baustelle. Durch die großen Baumaschinen lasse sich manch einer ablenken. „Es gibt welche, die halten an, um zu schauen, was das für ein Typ von Teermaschine oder Lastwagen ist“, führt der Polizeisprecher weiter aus.
Schilderbrücken zur Geschwindigkeitsregulierung
Während die Straße mit dem neuen lärm-mindernden Asphalt versehen wird, werden unter anderem auch Brücken wie die Amperkanal-Brücke saniert. Und um den Seitenstreifen als zusätzliche Spur nutzen zu können, müssen neue Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen gebaut und Nothaltebuchten für liegen gebliebene Fahrzeuge eingerichtet werden. Insgesamt sollen die Bauarbeiten rund 35 Millionen Euro kosten. Im Abstand von etwa einem Kilometer wurden zudem 15 Schilderbrücken errichtet. Über die Anlagen mit LED-Anzeigen können den Autofahrern bei drohendem Stau künftig Geschwindigkeitsbegrenzungen mitgeteilt werden. Denn eine Autobahn habe den höchsten Durchfluss, „wenn alle Fahrzeuge in etwa die gleiche Geschwindigkeit fahren, in etwa so 80, 90“, erklärt Witts Kollege Gerald Reichert, Sachgebietsleiter für Verkehr.
Außerdem soll über die Schilderbrücken sowie zusätzliche Anzeigen im Bankett signalisiert werden, wann der Seitenstreifen mitgenutzt werden darf. Gebaut wird zwischen Neufahrn und Allershausen noch bis Mitte Oktober, der Standstreifen soll ab Ende des Jahres befahren werden können. Wann die weiterführenden Bauarbeiten bis zum Autobahndreieck Holledau beginnen sollen, ist nach Aussage des Innenministeriums noch unklar. Nach wie vor gilt: „Achtung, liebe Autofahrer auf der A9: Bitte behalten Sie die Nerven!“
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