Stadtrat in Ingolstadt: CSU-Rätin Dorothea Soffner rechnet ab

Krach in der CSU – und das ausgerechnet in Horst Seehofers Heimat. Dorothea Soffner, Stadträtin und multifunktionales Aushängeschild der Union, hat die CSU verlassen. Ihre Abrechnung mit den (ehemaligen) Parteifreunden hat es in sich.
In einem Brief an Oberbürgermeister und Stadtratskollegen bemüht sie sich um einen feinen Ton, doch inhaltlich wird sie mehr als deutlich – und bemüht Tier-Vergleiche. "In der CSU-Fraktion zu sein, heißt aber", schreibt sie, "entweder mit den Wölfen zu heulen oder sich wirklich kraftvoll dagegen zu stemmen, zu argumentieren, zu diskutieren und vor allem persönliche Angriffe in untragbarer Lautstärke und Ton auf sich zu nehmen."
An einer anderen Stelle ihres gepfefferten Abschiedsschreibens wird die Abtrünnige noch klarer, warum sie die CSU verlässt: "Ich möchte überzeugt sein und nicht auf Linie gebürstet und ich möchte keine Entscheidungen mehr mittragen müssen, von denen ich glaube, dass sie meiner Heimatstadt schaden oder nur dem Machterhalt Einzelner dienen."
Dank für die "konstruktive und freundschaftliche" Mitarbeit
Über die Schelte verliert der Ingolstädter CSU-Ortsverband kein Wort. Der floskelhafte Kommentar neben ein paar lobenden Worten zur "konstruktiven und freundschaftlichen" Mitarbeit: "Wir bedauern diesen Schritt von Frau Soffner und wünschen ihr alles Gute für die Zukunft."
Einen ähnlichen Kurs schlägt auch der Sprecher der Stadt ein. Der lokalen Presse erklärte er: "Dieser Schritt hat keine Sofortwirkung, im Stadtrat ändert sich dadurch nichts. Frau Soffner behält ja ihr Mandat, das heißt, sie ist parteiloses Stadtratsmitglied."
Ganz so folgenlos ist der Schritt Soffners jedoch nicht: Nachdem vor kurzem Gerd Werding und Sepp Mißlbeck die Freien Wähler verlassen haben, hat die Regierungskoalition aus CSU und Freien Wählern keine Mehrheit mehr.
Kommt jetzt ein neues Bündnis der drei Aussteiger?
Soffner hat in ihrem Schreiben darauf hingewiesen, dass sie bereits Gespräche mit den beiden ehemaligen FW-Stadträten geführt habe.
Schließen sich die drei Aussteiger im Stadtrat zu einer Gemeinschaft zusammen? Dorothea Soffner spricht von möglichen Optionen.
Über die Grenzen Ingolstadts hinaus wurde Dorothea Soffner in Zusammenhang mit der Modellauto-Affäre bekannt. Ihre Stadtratskollegin und Ex-Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer hatte ihre Freundin Dorothea Soffner für die Modellauto-Firma arbeiten lassen und das über den Landtag abgerechnet.
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