Stadträte schlagen Alarm: Nürnbergs Brücken bröckeln

Von 62 Bauwerken in der Stadt ist die Hälfte marode. Die Rathaus-Grünen fordern jetzt ein schnelles Sanierungs-Notprogramm, bevor der teure Frankenschnellweg neu gebaut wird.
NÜRNBERG Dass sich Nürnbergs Grüne mal für die Belange von Autofahrern einsetzen, kommt eher selten vor: 23.148 Autos rauschen täglich über die Brücke am Hallertor – fragt sich nur, wie lange noch.Nürnbergs wichtigste innerstädtische Nord-Süd-Achse ist vom Verfall bedroht: Die abgesperrte Mauerausbuchtung am Spittlertorgraben mit den Stützpfeilern darunter zeugt von maroder Bausubstanz. „Wenn da nicht bald etwas gemacht wird, muss vielleicht der ganze Übergang gesperrt werden“, fürchtet die stellvertretende grüne Fraktionsvorsitzende Christine Seer.
Von 62 Nürnberger Brücken und Stegen sind über die Hälfte in einem erbärmlichen Zustand. Bevor neue Großprojekte wie der Ausbau des Frankenschnellwegs angestoßen werden, sollen doch, fordern die Rathaus-Grünen, bestehende Bauwerke erhalten und saniert werden. Und das kostet eine Menge Geld...
Bis zu sechs Millionen Euro jährlich sind nötig - und das ein Jahrzehnt lang
Von Summen von bis zu sechs Millionen Euro jährlich, die für die Erhaltung der Brücken notwendig wären, gehen die Vertreter der Öko-Partei aus – und das über einen Zeitraum von zehn Jahren. Neben der Hallertorbrücke, über die und unter der täglich auch Zehntausende Bus- und Straßenbahn-Passagiere und Radler rauschen, ist die Otto-Brenner-Brücke in Gibitzenhof ein weiterer Brennpunkt: Die Übergangskonstruktionen sind defekt, der Fahrbahnbelag undicht. 2008 sollte saniert werden, passiert ist bislang nichts! Genausowenig im Fall des Kettenstegs. Der historisch bedeutsame Fußgängerübergang und Touristen-Magnet ist seit einem Jahr gesperrt, ohne dass irgendetwas verbessert wurde. Eine weitere Brücke, der bald die Totalsperrung droht, ist der Rennmühlsteig, der Nürnberg-Katzwang mit Schwabach-Limbach verbindet.
Für eine umfassende Sanierung ist kein Geld da. Zumindest nicht, wenn das Prestigeprojekt Frankenschnellweg mit seiner Belastung von 100 Millionen Euro für das Stadtsäckel auf den Weg gebracht wird. „Die bestehenden Brücken werden dann weiter mit Flickwerk in Betrieb gehalten“, fürchtet Seer.
Steffen Windschall