Stadt baut neue Senioren-Spielplätze
. . . aber wo dürfen unsere Kinder toben? In vielen Stadtteilen herrscht absoluter Notstand! Doch schon jetzt gibt die Stadt jährlich eine Million für Spielplätze aus.
NÜRNBERG Drei Seniorenspielplätze gibt es in Nürnberg. Mit dieser Idee sorgte Sportbürgermeister Horst Förther (SPD) europaweit für Schlagzeilen – und erntete zu Hause Kritik von den Senioren. Ihnen gefiel die Bezeichnung nicht. Das Angebot nahmen sie trotzdem an (siehe unten). Und deshalb sollen bald zwei weitere „Bewegungsparks für alle Generationen“ entstehen, wie die Seniorenspielplätze inzwischen heißen. 60000 Euro hat der Bau dieser Vorzeigeeinrichtungen gekostet, weitere 150000 sind eingeplant. Doch wo sollen die Kinder toben? In vielen Stadtteilen fehlen ganz normale Spielplätze. Und die bestehenden Anlagen sind oft marode.
Im Rahmenplan „Spielen in der Stadt“ hat das Jugendamt den Bestand an Spielplätzen umfassend analysiert. Das Resultat der 408 Seiten starken Studie ist ernüchternd. Lediglich in den nördlichen Knoblauchsland-Stadtteilen und entlang der Wöhrder Wiese gibt es ausreichend Spielflächen. Ansonsten herrschen die Alarmstufen orange und dunkelrot. Heißt: Es fehlen Spielplätze.
Der Bedarf an Spielflächen ist rechnerisch mit 3,4 Quadratmeter pro Einwohner festgelegt. Auf die gesamt Stadt verteilt müsste es demnach theoretisch Spielplätze mit einer Gesamtfläche von 1,7 Millionen Quadratmetern geben. Real ist es nicht einmal die Hälfte – 804.000 Quadratmeter. Zwar hat sich die Zahl der Spielplätze im letzten Jahrzehnt auf 271 fast verdoppelt. Doch das reicht nicht.
Höchster Bedarf im Bereich Galgenhof/ Hasenbuck
Der höchste Bedarf, so Stadträtin Ilka Soldner, die Vorsitzende der städtischen Kinderkommission ist, besteht im Bereich Galgenhof/ Hasenbuck. Hier müssen dringend Fläche für neue Spielplätze gefunden werden. Der Spielplatz am Kopernikusplatz ist so klein und heruntergekommen, dass die Experten vorschlagen, ihn aufzulösen und an anderer Stelle neu zu bauen.
„Auch in Johannis ist die Lage schwierig“, so Soldner. Fast 80000 Quadratmeter Spielfläche fehlen hier. Zwei Aktivspielplätze sollen hier neu entstehen. Einige Spielfläche werden durch das Programm „Aus 1 mach 3“ aufgemöbelt. Hier legt der Kämmerer zu jedem gesammelten Euro zwei weitere drauf.
Insgesamt 250.000 Euro Spenden-Euro sind in diesem Förderprogramm in den nächsten vier Jahren eingeplant – macht 750.000 Euro. Dazu kommen 3,5 Millionen Euro für den Neubau und die Sanierung. „Damit geben wir pro Jahr etwa eine Million für Spielplätze aus“, rechnet Kämmerer Harry Riedel vor. Mehr lasse der knappe Haushalt nicht zu. Obwohl viel mehr Geld nötig wäre und die Stadträte im letzten Jahr den Spielplatz-Etat schon um 60.000 Euro aufgestockt haben.
Trotzdem fehlen in Glockenhof/Gleißhammer und in den Stadtteilen Gärten h.d. Veste und Maxfeld jeweils rund 70.000 Quadratmeter. Zwar hilft die Umwandlung von Schulhöfen in Spielhöfe weiter, die auch nach Unterrichtsende geöffnet sind. Dennoch urteilen die Experten über die Stadtteile: „Weitere Standortsuche dringend notwendig.“
Dass das Problem Spielplätze in der Stadtverwaltung erkannt ist, bestätigt Peter Büttner, Chef der Arbeitsgemeinschaft der Bürgervereine. „Die Stadt tut ihr Möglichstes und geht an die Grenzen des Machbaren.“ Büttner freut sich über jeden neuen Spielplatz – und sei es ein Seniorenspielplatz: „Wenn die Großeltern da mit ihren Enkeln hingehen, dann ist doch allen geholfen!“
Michael Reiner
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