Staatsanwälte kämpfen gegen Kinderpornografie im Netz

Im Netz treiben Kriminelle in unterschiedlichster Form ihr Unwesen. Spezialisten der Zentralstelle Cybercrime Bayern heften sich an ihre Fersen. Einen bestimmten Bereich hatten sie zuletzt besonders im Fokus.
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Thomas Janovsky, Generalstaatsanwalt in Bamberg. Foto: Britta Pedersen/Archiv
dpa Thomas Janovsky, Generalstaatsanwalt in Bamberg. Foto: Britta Pedersen/Archiv

Bamberg (dpa/lby) - Beim Kampf gegen Kriminalität im Internet hat die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf den Bereich Kinderpornografie gelegt. Die Behörde mit Sitz in Bamberg ermittelte 2018 nach eigenen Angaben in 705 Verfahren wegen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Meist ging es um die Verbreitung kinderpornografischer Bilder und Videos sowie den sexuellen Missbrauch von Kindern, wie ZCB-Sprecher Thomas Goger erläuterte.

Zahlen aus den Vorjahren wollte er nicht nennen, da die Angaben nicht vergleichbar seien. Sie seien unter anderem davon abhängig, welche Behörde Vorfälle zu welchem Zeitpunkt meldet.

Die Zentralstelle ist an die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg angeschlossen. Sie bearbeitet bayernweit Verfahren der Cyberkriminalität. So ermittelt sie etwa in Fällen von falschen Online-Shops oder Handel mit Waffen, Drogen oder Kinderpornografie über das Darknet, einen anonymen Teil des Internets.

Unter den sexuellen Missbrauch von Kindern fällt auch das sogenannte Cybergrooming. "Das heißt, der Täter wirkt hier zum Beispiel über Chats auf das Kind ein, um es zum Beispiel zu sexuellen Handlungen vor einer Internetkamera zu veranlassen", erklärte Goger.

Nach einer Prognose der Behörde leitete die ZCB in diesem Jahr rund 5000 neue Verfahren ein. 2017 waren es 2081, im Jahr davor 1545. Diese Zahlen seien allerdings nicht als sprunghafter Anstieg der Kriminalität zu verstehen. "Ein Punkt ist, dass es bei Cyberkriminalität ein immenses Dunkelfeld gibt", erklärte der Bamberger Generalstaatsanwalt Thomas Janovsky. Viele schämten sich etwa, bekanntzumachen, dass sie auf Pornoseiten unterwegs waren und dort Betrügern zum Opfer gefallen sind.

Als zweiten Punkt nannte Janovsky, dass die Zentralstelle stark ausgebaut worden sei und dementsprechend mehr Fälle bearbeiten könne. Sie war 2015 mit zwei Staatsanwälten gestartet. Derzeit sind es zehn, vier weitere sollen bis Anfang 2019 hinzukommen.

Im August hatte der damalige Justizminister Winfried Bausback (CSU) verkündet, dass die Behörde mehr Stellen und neue Kompetenzen bekommen solle. Die ZCB ist seitdem auch für Wirtschafts-Cybercrime zuständig und soll Cyberangriffe auf Unternehmen, Behörden und zentrale Infrastruktur bekämpfen.

Angriffe auf Behörden gebe es immer wieder, sagte Goger. Dabei handele es sich aber überwiegend um "Zufallstreffer". Das bedeutet, dass Eindringlinge es nicht gezielt auf ein Behördennetz abgesehen haben, sondern ihre schädliche Software zufällig dorthin gelangt.

Zum Beispiel sogenannte Trojaner: Das sind Computerprogramme, die als nützliche Anwendung getarnt sind, im Hintergrund aber eine ganz andere Funktion erfüllen und zum Beispiel ein weiteres Schadprogramm in einen PC schleusen. Häufig stellen die Ermittler auch sogenannte Ransomware fest (vom englischen Wort "ransom", übersetzt "Lösegeld"). Mit den Programmen verhindern Kriminelle, dass der Besitzer eines Computers auf bestimmte Daten oder überhaupt das ganze System zugreifen kann. Für die Freigabe fordern sie ein Lösegeld.

Im November hatte ein Computervirus das Klinikum Fürstenfeldbruck in Oberbayern lahmgelegt. Er hatte erst einzelne Rechner befallen und sich dann im gesamten Netzwerk ausgebreitet. Infizierte Geräte wurden wiederholt herauf- und heruntergefahren. Die Ermittlungen in dem Fall würden "mit großer Energie geführt", sagte Goger, ohne Details zu nennen.

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