SS-Schacht am Obersalzberg: Deswegen wird der Bunker wieder verschlossen

Seit Videos davon im Internet kursieren, zieht ein ehemaliger Nazibunker im Obersalzberg viele Besucher an. Die Eingänge wurden 1945 versprengt, ein neueres Schlupfloch soll jetzt wieder unzugänglich gemacht werden.
von  Kilian Pfeiffer
Der Eingang des Bunkers: Früher wurde im Inneren Sprengstoff und Munition gelagert.
Der Eingang des Bunkers: Früher wurde im Inneren Sprengstoff und Munition gelagert. © Kilian Pfeiffer

Berchtesgaden – Das Loch in einem steilen Waldhang am Obersalzberg führt in einen ehemaligen SS-Munitionsbunker. Der Wald gehört den Bayerischen Staatsforsten. Tierknochen, wenige Patronenhülsen und vor allem Schutt liegen drin. Der Bunkereinstieg ist offen – das hat sich im Internet herumgesprochen. Aber: Der Weg in den Berg gilt als gefährlich.

Man muss in die Knie gehen und den Kopf einziehen, wenn man hinein möchte. Auf einem Schuttkegel geht es mehrere Meter in ein dunkles Loch. "Eigentlich ist das die Decke des ehemaligen Bunkers", sagt Förster Vinzenz Bader. Er ist zuständig im Bereich Berchtesgaden West – und somit auch für den Obersalzberg.

Der Eingang war über Jahrzehnte verschlossen

Der Bunkereingang lag früher rund sechs Meter weiter unten. Die Bunkerdecke hat nachgegeben. Alte Ruinenreste erinnern an eine kleine SS-Wirtschaftsbaracke, die hier mal stand.

Seit rund zwei Monaten hat Förster Vinzenz Bader Kenntnis von dem Bunkereingang. Der war über Jahrzehnte verschlossen, seitdem die beiden Eingänge im Jahr 1945 versprengt wurden. Ende der 1980er-Jahre hatte sich nach anhaltendem Regen ein Schlupfloch gebildet. Erst seit wenigen Monaten ist der Bunker der Nationalsozialisten wieder in den Fokus findiger Waldgänger gerückt, die ein paar Videos online stellten und damit den Bunkereingang ins Rampenlicht rückten.

Förster Vinzent Bader ist zuständig im Bereich Berchtesgaden West und damit auch für den Obersalzberg.
Förster Vinzent Bader ist zuständig im Bereich Berchtesgaden West und damit auch für den Obersalzberg. © Kilian Pfeiffer

Jetzt muss der Eingang aber wieder verschlossen werden. "Wir haben daran gedacht, ihn zu sprengen", sagt Vinzenz Bader. Allerdings wären die Folgen für den im Steilgelände darüberliegenden Wald unabsehbar. Bäume und Gelände könnten nachstürzen. Der Obersalzberg gilt als von Bunkern durchzogen. Es existieren geologische Verwerfungen im Berg.

Video zeigen die Bunkerfans 

Als Grundbesitzer müssen die Bayerischen Staatsforsten handeln. "Wir wissen, dass viele da rein wollen und schon drin waren", sagt der Forstbetriebsmitarbeiter, selbst Familienvater.

Es kursieren Videos, in denen Bunkerfreunde von weit her anreisen, nur um die Gänge im Fels zu inspizieren. Bader hat einen Haufen Holz im Eingangsbereich platziert, um den Einstieg zu erschweren. Die Höhlengänger hatten es wieder raus befördert, sagt er.

Im Gang: Von oben tropft es aus dem brüchigen Fels.
Im Gang: Von oben tropft es aus dem brüchigen Fels. © Kilian Pfeiffer

Die Absicht, den Stollen zu sprengen, haben die Bayerischen Staatsforsten wieder ad acta gelegt. Eine Verfüllung des Eingangsbereichs ist ein schwieriges Unterfangen, weil man dafür Unmengen an Beton in unwegsamem Gelände benötigt.

Bader hat ein Team zusammengestellt aus zwei Forstmitarbeitern. Mit Holzpflöcken überdecken sie den Eingang, treiben das Holz in den Untergrund. Bader war zuvor im Bunker und hat auf sich aufmerksam gemacht. "Es soll ja keiner drin sein, der dann nicht mehr rauskommt", sagt er.

15 Tonnen Fels verschließen jetzt den Bunker

Bader hat einen Baggerführer beauftragt: Massive Wasserbausteine sollen das verpflockte Eingangsloch im Steilhang sichern. 15 Tonnen Fels wurden heran gekarrt. Diese in das abschüssige Gelände zu bringen, gestaltet sich schwierig; Forststraßen gibt es keine, nur einen schmalen Wanderweg, der in Richtung Kehlsteinhaus führt. Über einen abfallenden Hang müssen die Steine durch den Wald transportiert werden.

Rudi Seidinger sitzt im Bagger. Zunächst lässt er die wuchtigen Felsen den Abhang herunterrollen, wo sie auf einer Zwischenebene liegen bleiben. Die Forstmitarbeiter treiben mit einem Hammer schwere Eisenstangen neben dem Bunkerstollen in das Erdreich. Sie verankern ein Stahlnetz vor dem im Hang liegenden Loch. Die Wasserbausteine werden mit dem Bagger von oben hineingehievt.

"Geschafft", sagt Vinzenz Bader nach zweieinhalb Stunden. Er weiß aber auch: Bunkerfans sind findig.

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