Spurlos verschwunden: Neue Rätsel um Ulla (12)
Sie hat einen Schlafsack dabei: Inzwischen arbeitet eine eigene Soko an dem Fall – am Mittwoch durchkämmte die Polizei Schwabacher Schrebergärten.
SCHWABACH Einmal keimte kurz Hoffnung auf bei den Fahndern: Polizeihund Aika, ein speziell für Menschensuche ausgebildeter Hund, schlug an, verfolgte konsequent eine Spur. Doch sie endete an einem Aktivspielplatz – auch dort fanden die Polizei keine Hinweise auf Ulla Wagner. Seit Sonntag ist die Gymnasiastin aus Schwabach verschwunden – und stellt Eltern, Freunde und Ermittler vor ein Rätsel. Die appellieren: „Ulla bitte melde dich!“
Um 20 Uhr war Ulla in ihr Zimmer gegangen, am nächsten Morgen um sechs Uhr war sie nicht mehr da. Nur einen Schlafsack hat sie mitgenommen. Ihr Platz im Schwabacher Adam-Kraft-Gymnasium ist seitdem verwaist. „Wir gehen aktiv, aber sensibel mit dem Thema um. Es gab Gespräche, und wir bieten den Schülern auch weiter an, das Angebot zu nutzen“, erklärt der Konrektor Robert Fuchs. Klassenkameraden, Freunde, Nachbarn – alle hat die Polizei bereits befragt, nachdem die Wagners am Montag ihre Tochter vermisst gemeldet hatten. „Als erstes wird immer das Haus abgesucht“, erklärt Polizeisprecher Peter Grimm, „manche Kinder haben sich einfach nur versteckt.“ Manchmal könne man Ausreißer auch über ihr Handy orten. Doch Ulla hat kein Mobiltelefon dabei.
„Hinweise für ein Gewaltverbrechen liegen der Polizei bislang nicht vor“
Allein in Deutschland verschwinden laut der Opferschutzorganisation „Weißer Ring“ pro Jahr 50 000 Kinder. Die meisten tauchen nach wenigen Tagen wieder auf, waren ausgebüxt. Doch zwei Prozent bleiben verschwunden. Von 1714 Kindern aus Deutschland fehlt seit Jahren jede Spur. Ein Dutzend stammt aus Bayern – meist wurden sie von einem Elternteil ins Ausland entführt.
Aber warum verschwand Ulla ohne eine Nachricht aus dem Haus, in dem sie gemeinsam mit ihren Eltern und drei Geschwister lebt? Hat sie einen Freund, von dem sie niemanden erzählt hat, und den sie gerade besucht? Hatte sie Angst vor dem Schultag nach den Ferien? Wollte sie nur kurz verschwinden – und lief dann in die Arme eines Verbrechers? Genießt sie einfach das schöne Wetter oder traut sie sich nicht mehr heim?
Inzwischen arbeitet eine siebenköpfige Ermittlungskommission an dem Fall. Gestern durchsuchten 35 Polizisten Schrebergärten und Wochenendgrundstücke. „Der fehlende Schlafsack könnte ein Indiz dafür sein, dass die Jugendliche irgendwo im Bereich Schwabach übernachtet“, erklärt Polizeisprecher Peter Grimm. „Hinweise für ein Gewaltverbrechen liegen der Polizei bislang nicht vor.“ Und so hoffen die Fahnder, dass sie Ulla bald finden – oder sie sich selbst meldet.
A. Uhrig
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