Sprudelt der Neptunbrunnen bald wieder am Hauptmarkt?

Heiße Diskussion um die Gestaltung der Guten Stube Nürnbergs: Die Junge Union fordert, dass das Denkmal wieder an seinen alten Platz zurückkehrt – dann müsste allerdings der Christkindlesmarkt weichen
von  Abendzeitung
Seit 1962 steht der Brunnen im Stadtpark. Ein geplanter Umzug auf den Jakobsplatz in den 1980er Jahren scheiterte an den Kosten.
Seit 1962 steht der Brunnen im Stadtpark. Ein geplanter Umzug auf den Jakobsplatz in den 1980er Jahren scheiterte an den Kosten. © Berny Meyer

Heiße Diskussion um die Gestaltung der Guten Stube Nürnbergs: Die Junge Union fordert, dass das Denkmal wieder an seinen alten Platz zurückkehrt – dann müsste allerdings der Christkindlesmarkt weichen

NÜRNBERG Die Gute Stube der Stadt soll aufgemöbelt werden. In den nächsten Monaten wird ein Entwicklungskonzept für die Altstadt erarbeitet. Dabei werden auch Vorschläge für die Neugestaltung des Obstmarkts und des Hauptmarkts gesammelt. Eine Idee ist, den Neptunbrunnen wieder auf dem Hauptmarkt sprudeln zu lassen. Er stand dort zwischen 1902 und 1934.

„Dieses Kunstwerk wurde für diesen Standort in der Stadt geschaffen“, sagt Matthias Bauer, Kreis-Vorsitzender der Jungen Union. Er erinnert an die wechselvolle Geschichte des Brunnens. Das Original aus dem Jahr 1668 wurde an den Zarenhof nach St. Petersburg verkauft. Der jüdische Hopfenhändler Ludwig Ritter von Gerngros bezahlte später einen Abguss. Bedingung war, dass der auf dem Hauptmarkt aufgestellt werden muss. Was 1902 geschah. 32 Jahre später verbannte Nazi-Gauleiter Julius Streicher den „Judenbrunnen“ auf den Marienplatz. Nach dem Krieg fand die Anlage ihren jetzigen Standort im Stadtpark.

Der Neptunbrunnen sei nach dem 30-jährigen Krieg als Friedensbrunnen geschaffen worden, so Bauer. Angesichts seiner Umzugsgeschichte müsse ein „Kunstwerk von einer derartigen Symbolkraft“ wieder ins Herz der Altstadt.

Stadtpark-Anwohner wollen den Brunnen nicht hergeben

Ob dort Platz ist? Wenn der Neptunbrunnen wieder am Hauptmarkt steht, müsste der Christkindlesmarkt kleiner werden – oder umziehen. Es gibt auch Stimmen, die den Schönen Brunnen als Alleinstellungsmerkmal auf dem Hauptmarkt bedroht sehen. Und dann wollen die Anwohner rund um den Stadtpark ihren Neptunbrunnen nicht mehr hergeben.

Josef Weber, Chef des Stadtplanungsamts, sammelt derzeit alle Gestaltungsvorschläge für den Hauptmarkt. Dabei geht es nicht nur um Brunnen. Themen sind auch die Standplätze für die Taxis, eine mögliche Begrünung und die Gestaltung des Bodenbelags. „Es wird noch eine große Bürgerversammlung dazu geben“, erläutert Weber den weiteren Fortgang. Dann entscheidet der Stadtrat über die Rahmenbedingungen für einen Gestaltungswettbewerb – und damit unter anderem auch, ob der Neptunbrunnen wieder am Hauptmarkt sprudeln soll. Dessen Ergebnisse sollen 2013 vorliegen. Michael Reiner

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