Sprengstoff gegen Unkraut

Eine Frau hält explosives Pulver für Mittel gegen lästiges Gras und gießt es in die Einfahrt - das reißt ihrem Sohn den Fuß ab.
von  Thomas Gautier

ALTDORF/NÜRNBERG Unkrautvernichter. Perfekt. Die 68-jährige Frau schüttet das weiße Pulver aus der Flasche in einen Eimer, rührt um und füllt das Gebräu in ihre Gießkanne. Ab damit auf die Einfahrt, damit diese lästigen Pflanzen endlich verschwinden. Was die Hausfrau nicht weiß: Das Zeug ist kein Mittel gegen Unkraut – sondern hochexplosiver Sprengstoff.

Genau der hat ihren Sohn am vergangenen Mittwoch im mittelfränkischen Altdorf sehr schwer verletzt (AZ berichtete). Als der Nürnberger AlexB. gegen 15.30 Uhr seinen Mazda auf die Einfahrt des Wochenendhauses der Familie parkte und Gegenstände auslud, trat er auf den Sprengstoff. Die Explosion zerschmetterte dem 45-Jährigen den linken Fuß bis zur Wade. Er kam ins Krankenhaus und ist laut Landeskriminalamt (LKA) bis jetzt nicht vernehmungsfähig.

Die Fahnder haben trotzdem rekonstruiert, wie es zum schlimmen Unfall gekommen ist: Am Donnerstag finden Fahnder des LKA den Eimer mit dem Gemisch, das die Frau angerührt hatte. Sie gibt an, am Montagmorgen die zehn Quadratmeter große Einfahrt mit dem Pulver gegossen zu haben – sie hielt es für geeigneten Unkrautvernichter, weil es in einer Reinigungsmittelflasche steckte.
In den folgenden Tagen trocknet die Sonne die Brühe – zurück bleibt das weiße Pulver. Ein geringer Druck genügt, um es explodieren zu lassen. Dass die Mutter nicht selbst dadurch verletzt wurde – purer Zufall.

Laut LKA gehört das hochbrisante Pulver ihrem verstorbenen Ehemann. Er selbst hatte sich vor 15 Jahren schwer verletzt, als er mit Sprengstoff hantierte. 2009 kam er in Nürnberg bei einem Unfall mit Waffen ums Leben.

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