Sprechendes Tattoo: Schallwellen im Arm

Cham - Sternchen hinter dem Ohr, Schwalben an der Hüfte, früher die schnörkeligen Linien auf dem Steiß – Tattoo-Trends gibt es viele. Jetzt kommt ein ungewöhnlicher hinzu. Einer, der mehr als ein bloßer Hingucker ist.
"Mama!" Dieses Wort aus Kindermund lässt keine Mutter kalt. Meist ist es das erste, was Babys sagen. Und viele Frauen können sich daran gar nicht satthören – wer Tattoo-Fan ist, muss das auch gar nicht.
Erfunden hat die spezielle Welle ein Künstler aus den USA
Denn sie können diese Worte unter der Haut direkt ins Ohr umwandeln. Zum Beispiel Catalin Heumann: Sie hat sich ihr ganz persönliches "Mama!" auf den Arm stechen lassen – aber nicht in Buchstaben, sondern als Soundwave-Tattoo im Orginal-Zitat ihres kleinen Buben. Mit einer speziellen Smartphone-App kann sie nun immer wieder die Aufnahme abspielen, die sie gemacht hat, als ihr Sohn 15 Monate alt war – egal, wo sie gerade ist. Sie muss nur die Handy-Kamera über die Schallwellen führen und das Programm "Skin Motion" erkennt die entsprechende Audio-Datei und spielt sie ab.
Gestochen hat die Tonspur das Rundinger Tätowierstudio Needles & Pins im Landkreis Cham in der Oberpfalz. Es war laut eigener Auskunft das erste in Bayern, das den neuen Service der kalifornischen Firma Skin Motion nutzen durfte, berichtet Sudio-Inhaber Björn Drechsel stolz. Erfunden hat die Soundwave-Tattoos Nate Siggard, ein Künstler und Technikliebhaber aus Los Angeles. In Drechsels Team ist Nati für die Soundwave-Tattoos zuständig. Sie hat sich um die Lizenz gekümmert. Dafür müsse das Studio eine Reihe von Anforderungen erfüllen, damit die Qualität des Tattoos gewährleistet ist, erklärt sie. Auch vergebe die Firma die Lizenzen nur an erfahrene Tattoo-Künstler.
Nati sticht bereits seit rund fünf Jahren. An diesem Tag ist Daniela Weigl ihre Kundin. Die 34-Jährige hat eine Aufnahme ihrer siebenjährigen Tochter dabei. In diesem Fall ist es ein kurzer Satz: "Mama, ich liebe dich!" Die Aufnahme muss auf der Homepage der Firma hochgeladen werden. Natürlich geht das auch mit Lieblingsliedern.

Catalin: "Die ersten Worte wollte ich immer bei mir tragen"
Diese wandelt die Soundwave-Kurve in eine Vorlage für den Tätowierer um. Dann kann Nati direkt loslegen, die kurzen und langen Ausschläge in die Haut zu stechen, die am Ende die Tochter sprechen lassen werden. Das Mädchen wollte natürlich schön klingen, bei so einer Tonspur, die unter die Haut geht. "Sie wollte mehrere Aufnahmen machen, bis sie einverstanden war", schildert die Mutter lachend. Für beide Mütter war es nicht die erste Tätowierung, die ihren Körper ziert. Aber es ist eine ganz besondere, sind sie sich einig. "Als ich gesehen habe, dass es diese Tattoos gibt, wusste ich sofort: Das will ich", erzählt Catalin Heumann weiter. Der Grund: "Wenn ein Kind die ersten Worte spricht, löst das bei einer Mutter Gefühle aus, die man nicht beschreiben kann. Deshalb wollte ich sie am liebsten immer bei mir tragen."