Sportlehrer (34) überlebte eine Stunde unter Schneedecke

Ein Lehrer ist im Skigebiet Reuttener Hahnenkamm bei Höfen in Tirol unterwegs. Mit seinem Freund verlässt er die Pisten. Im Tiefschnee lösen sie eine Lawine aus.
von  Torsten Huber
Ein Lehrer ist im Skigebiet Reuttener Hahnenkamm bei Höfen in Tirol unterwegs. Mit seinem Freund verlässt er die Pisten. Im Tiefschnee lösen sie eine Lawine aus.
Ein Lehrer ist im Skigebiet Reuttener Hahnenkamm bei Höfen in Tirol unterwegs. Mit seinem Freund verlässt er die Pisten. Im Tiefschnee lösen sie eine Lawine aus. © az/dapd

OBERBEUREN - Fünf Grad, leichter Schneeregen. Der Realschullehrer Martin B. (34) ist mit einem Freund am Samstag im Skigebiet Reuttener Hahnenkamm bei Höfen in Tirol unterwegs. Bis auf 1900 Meter geht die Seilbahn hinauf. Trotz einer Lawinenwarnung verlässt der Sport- und Englischlehrer aus Ottobeuren mit seinem Spezl die präparierte Piste. Sie wollen im Tiefschnee ihren Spaß haben. Martin B. gilt als erfahrener Ski- und Snowboardfahrer.

Und er kennt die Gefahren. Eigens hat er deshalb einen Lawinen-Piepser eingesteckt. Es ist kurz nach 12Uhr, als Martin B. ein Schneebrett loslöst. Mit rasender Geschwindigkeit saust der Weiße Tod auf die beiden Skifahrer los. Der Freund kann sich noch aus der Gefahrenzone retten. Martin B. aber wird von der Lawine erfasst. Ein Bergretter hat den Lawinenabgang beobachtet. Er setzt sofort einen Notruf ab. Ein Hubschrauber steigt auf. Die Retter versuchen, den Verschütteten zu orten.

Jede Minute zählt. Nach zwölf bis 15 Minuten sinken die Überlebenschancen eines Verschütteten rapide. Bei B. sind die Signale des Lawinenpiepsers nicht wahrnehmbar. Darum werden die Impulse für das Recco-Suchsystem (siehe Kasten) eingesetzt. Endlich: ein Signal. Mit Stöcken und Schaufeln machen sich die Retter an die Arbeit. Nach eineinhalb Meter treffen sie auf B. – er lebt! „Er hat großes Glück gehabt“, sagt ein Polizist aus Reutte.

Als die Lawine den Lehrer erfasst, ist B. auf Höhe jener Abbruchkante, hinter der er zu Fall kommt. Die Schneemassen zischen also weitgehend über ihn hinweg. Wie in einer kleinen Schneehöhle ist er gefangen. In dem Hohlraum hat sich Sauerstoff zum Atmen gebildet. Fast eine Stunde ist Martin B. im kalten Schnee gefangen. Er zittert am ganzen Körper, als ihn die Retter aus dem Schnee befreien. Der Notarzt vor Ort stellt keine Verletzungen fest.

Ein Polizist: „Nur eine leichte Unterkühlung. Sonst hatte er keinen Kratzer.“ Zur Sicherheit bringen zwei Bergretter den Lehrer in einem Rettungsschlitten ins Tal zurück; B. kommt zur Beobachtung in ein Krankenhaus. Sein Vater ist erleichtert, dass seinem Sohn nichts passiert ist. Zur AZ sagt er am Sonntag: „Ich habe schon mit ihm gesprochen. Ihm geht’s gut. Er will heute noch das Krankenhaus verlassen.“

Im Bekanntenkreis macht der Fall schnell die Runde. Jetzt hat der Lehrer B. spannenden Stoff, den er im Unterricht behandeln kann.

 

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