Spielzeughersteller: Angst vor Rückruf-Aktionen

Qualitätsmängel werden immer mehr zum Problem. "Öko-Test" brachte Erschütterndes zu Tage
NÜRNBERG Qualitätsmängel werden immer mehr zum Problem für die Spielzeughersteller, denn dabei geht es um viel Geld. Wenn bei ihnen gefährliche oder giftige Produkte entdeckt werden, ist nicht nur der finanzielle Schaden enorm, auch der Ruf des Unternehmens ist ramponiert. Den Firmen sitzt deshalb stets die Angst vor einer Rückruf-Aktion im Nacken.
2006/07 hatten sich die Rückruf-Aktionen gehäuft. So hatte etwa der weltgrößte Spielzeugproduzent Mattel („Barbie“, „Fisher-Price“) Blei in seinen Farben. Allein die Kalifornier musste 20 Millionen Exemplare zurückordern.
Aber auch schlecht befestigte Augen oder verschluckbare Magneten kamen auf den Index. „Das Wachrütteln des Bewusstseins hat dazu geführt, dass sich jeder wieder intensiv mit dem Thema beschäftigt“, weiß Jürgen Jagoschinski, Leiter des Qualitätsmanagements vom Deutschen Spielwarenverband DVSI.
Silikon auf dem Knuffeltuch
Die gesetzlichen Regelungen – so die Meinung der Branche – werden meist eingehalten. Auch in China, dem wichtigsten Herstellerland, gibt es nach Entzug von über 10 000 Lizenzen weniger Mängel.
Doch es gibt noch ein anderes Problem: „All diese Stoffe, die in der Luft, an Menschen, an Gegenständen haften, übertragen sich irgendwann auf das Produkt“, so Jagoschinksi. Auf dem Knuffeltuch findet sich dann unter anderem etwa Silikon von der Schiffscontainer-Dichtung oder Haarspray von der Verpackerin.
„Öko-Test“ hat gerade 20 Spielsachen auf Herz und Nieren gecheckt. Das Ergebnis war katastrophal. Weichmacher wie Phthalate, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, zinnorganische Verbindungen und bromierte Flammschutzmittel fanden sich zuhauf. Die Stoffe stehen teils im Verdacht, bei Kindern wie ein Hormon zu wirken.