Sperrzeit-Streit: Diese Wirtin gibt schon auf!

Bauordnungsbehörde und Ordnungsamt gehen nach massiven Anwohnerbeschwer- den gegen Altstadtkneipen vor. Doch jetzt wehren sich die Gäste!
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Sie soll nach dem Willen der Stadt ihre Bar „Pik 16“ wieder zurück auf den Stand von 1981 bringen: Felicitas Barth. Deko, DJ und Diskokugeln wären zu „diskothekenartig“.
Berny Meyer 2 Sie soll nach dem Willen der Stadt ihre Bar „Pik 16“ wieder zurück auf den Stand von 1981 bringen: Felicitas Barth. Deko, DJ und Diskokugeln wären zu „diskothekenartig“.
Sie wollen die Barkultur in der Stadt retten: (v. links) Matthias Kindermann, Julian Kaufmann und Martin Möller vor der Bar 77.
Berny Meyer 2 Sie wollen die Barkultur in der Stadt retten: (v. links) Matthias Kindermann, Julian Kaufmann und Martin Möller vor der Bar 77.

NÜRNBERG - Bauordnungsbehörde und Ordnungsamt gehen nach massiven Anwohnerbeschwer- den gegen Altstadtkneipen vor. Doch jetzt wehren sich die Gäste!

„Ich könnte heulen“, sagt Felicitas Barth. Grund: Die Wirtin der Bar „Pik 16“ soll nach einem Schreiben der Bauordnungsbehörde ihre Bar zurück in eine Kneipe aus dem Jahr 1981 verwandeln. Das heißt: keine Lautsprecher, keine elektronisch verstärkte Musik, kein DJ, keine Deko, keine Spiegelkugeln. Was Standard in Bars von Flensburg bis Garmisch ist, darf in Nürnberg nicht sein. „Dann muss ich aufgeben“, sagt Wirtin (44).

Der Grund: Ein 27 Jahre alter Bebauungsplan

Grund: Die Bar ist in der Weißgerbergasse. Und die ist laut Bebauungsplan Nr. 4121 von 1981 als Wohngebiet ausgeschrieben. Und dort darf es keine Discos geben. „Da hat das Planungsrecht ganz klare Vorschriften. Die Nutzung ist einzustellen, wenn die Bar den Charakter einer Disco hat“, so der Chef der Bauordnungsbehörde, Hermann Renner. Und den Charakter einer Disco würden Faktoren wie eben Spiegelkugel und der DJ ausmachen, so Renner. Anders sieht es in einem „Mischgebiet“ aus. Hier dürfte eine Disco stehen – nur wenige Meter von der Weißgerbergasse entfernt! Denn Irrerstraße oder der Geiersberg sind Mischgebiet. Verantwortlich für diese Einteilung ist der Nürnberger Stadtrat. Er legte 1981 fest, was Wohn- und was Mischgebiet ist - und könnte das heute auch wieder ändern.

"Die wollen doch, dass wir zumachen!"

Doch Felicitas Barth hält das für unwahrscheinlich: „Die wollen doch, dass wir zumachen!“ Ihr schwant weiteres Unheil im Sperrzeit-Krieg: Nach den Landtagswahlen wird es ein neues Gesetz zur Sperrzeit-Regelung geben. Dann können die Kommunen selbst entscheiden, wann die Bars schließen müssen. Bereits um ein Uhr soll nach Willen der Stadt künftig schon die Bar 77 am Weinmarkt schließen. Und auch hier soll die „Disco-Ausstattung“ entfernt werden. 15 Anwohner haben sich massiv bei der Stadt über den Lärm vor der Bar beschwert. „Darauf müssen wir reagieren“, so Katrin Kaller, Chefin des Ordnungsamtes. „Aber wir reagieren da durchaus individuell, schauen uns die Situation genau an. Doch in dem Fall blieb uns nichts anderes als die Sperrzeitverlängerung übrig.“

Jetzt wehren sich die Gäste

Doch nun wehren sich die Kneipengäste! Sie wollen das Kneipensterben in der City verhindern. Mit der Aktion „barkultur-nuernberg.de“ ruft Nachtschwärmer Matthias Kindermann mit Freunden zur Stimmabgabe für die Bars auf. Seit Start ihrer Website vor zehn Tagen haben schon fast 1500 die Petition unterzeichnet. „Prinzenbar, Blaue Bar, Die Bar sind schon zu. Jetzt sind Bar 77 und das Pik 16 bedroht“, zählt Kindermann auf. Er stellt klar: „Das ist kein Feldzug gegen die Anwohner. Deren Rechte sollen freilich gewahrt bleiben. Aber wir wollen einen fairen Kompromiss.“ Martin Mai

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