Spektakuläre Aktion: Verletzter Münchner am Watzmann gerettet

Rechtsanwalt (49) stolpert am Watzmann und bleibt vor einer 150 Meter tiefen Felswand hängen – an derselben Stelle starb vor vier Wochen ein 66-Jähriger aus Baden-Württemberg
von  Abendzeitung
Rettungsaktion im Watzmann-Massiv (Archivbild)
Rettungsaktion im Watzmann-Massiv (Archivbild) © BRK-Berchtesgaden

BERCHTESGADEN - Rechtsanwalt (49) stolpert am Watzmann und bleibt vor einer 150 Meter tiefen Felswand hängen – an derselben Stelle starb vor vier Wochen ein 66-Jähriger aus Baden-Württemberg

Plötzlich hängt sein Kopf im Nichts. Thomas A. (49) sieht direkt in den Tod. Er hängt in einer Spalte, 150 Meter über einer senkrechten Felswand. Dann zieht irgendwer ihn hoch. Er hat Glück gehabt. Nicht immer verzeiht der Watzmann einen Fehltritt.

Am Sonntagnachmittag ist der Münchner Rechtsanwalt mit etwa fünf Bekannten auf dem Berg überm Königssee unterwegs. Kurz vor 16 Uhr steigt die Gruppe wieder von der Südspitze ins Wimbachtal hinab. Da passiert es: Thomas A. stolpert – und kippt ins Leere. Seine Begleiter können nicht reagieren, der Mann fällt, bleibt aber mit einem Teil seines Körpers in einer Felsspalte hängen. Unter ihm: die Leere. Eine 150 Meter senkrecht steile Felswand. Genau hier starb vor vier Wochen ein 66-Jähriger.

Um 16 Uhr klingelt das Telefon bei der Rettungsleitstelle in Traunstein. Ein Wanderer aus der Gruppe ist dran und meldet den Unfall von der Grieshütte (1360 Meter) aus. Sein Handy ging vorher nicht – kein Empfang. Sein Freund, Thomas A., ist verletzt. Zwar konnten ihn seine Freunde mit eigener Kraft in letzter Sekunde aus dem Felsloch ziehen, doch der Münchner hat eine Kopfplatzwunde und Prellungen. Außerdem steht er gehörig unter Schock.

Die Rettungsleitstelle alarmiert die Bergwacht Ramsau – Minuten später steigt der Rettungs-Helikopter „Christoph 14“ von Traunstein aus in die Luft. Er bringt mehrere Ramsauer Retter zur Unfallstelle. Die Helfer seilen sich aus der Luft aus ab und versorgen den Münchner. Dann packen sie Thomas A. in den so genannten Luftrettungssack und hieven ihn in den Hubschrauber. Der fliegt ihn schnellstens ins Krankenhaus Bad Reichenhall.

Seine Begleiter steigen selbst ins Tal hinab, wo ein Jeep der Bergwacht auf sie wartet – im Krankenhaus erfahren sie: Thomas A. geht es gut, er kann nach Hause. Am Sonntagabend bringen sie ihren Freund zurück nach München.

Das ist nicht jedem vergönnt, der am Watzmann einen Fehler macht: In diesem Jahr verunglückten schon acht Wanderer im Bereich der Südspitze, an der berüchtigten Ostwand auf der anderen Seite starben bis heute 100 Bergsteiger. Das letzte Opfer ist ein Wanderer (†66) aus Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg. Der Urlauber stolperte am 25. August beim Abstieg von der Südspitze an derselben Stelle wie der Anwalt. Er aber stürzte in die 150 Meter tiefe Schlucht und starb unten zwischen den Felsen.

Thomas Gautier

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.