SPD jubelt: Student (23) wird jetzt Bürgermeister

Schwul, jung, Sozi: Nicht mal die Schmutzkampagne, die seine Homosexualität in den Dreck zog, konnte den Wahlsieg verhindern. der 23-jährige Michael Adam regiert nun in einem Ort, in dem seit 18 Jahren die CSU herrschte. Wie konnte das gelingen?
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Franz Maget und sein „Shooting-Star“ Michael Adam: Der Jung-Politiker regiert künftig im niederbayerischen Bodenmais.Foto: Mike Schmalz
Mike Schmalz Franz Maget und sein „Shooting-Star“ Michael Adam: Der Jung-Politiker regiert künftig im niederbayerischen Bodenmais.Foto: Mike Schmalz

Schwul, jung, Sozi: Nicht mal die Schmutzkampagne, die seine Homosexualität in den Dreck zog, konnte den Wahlsieg verhindern. der 23-jährige Michael Adam regiert nun in einem Ort, in dem seit 18 Jahren die CSU herrschte. Wie konnte das gelingen?

MÜNCHEN Vor den Kommunalwahlen haben ihn seine Studienkollegen in Regensburg ausgelacht. „Das schaffst du nie“, sagten sie. Nun schicken sie ihm SMS: „Was wird jetzt aus deiner Wohnung?“.

Michael Adam hat es allen gezeigt: Der 23-Jährige hat die Stichwahlen in Bodenmais gewonnen und ist ab 1. Mai Bürgermeister des 3400-Seelen-Ortes im Bayerischen Wald. Im Augenblick ist er jüngster Rathaus-Chef in Bayern. „Eigentlich bringe ich ja vier Eigenschaften mit, die man in Bodenmais überhaupt nicht haben darf“, erzählt er der AZ. „Ich bin bekennender Schwuler. Ich bin in der SPD. Ich bin jung. Und ich bin evangelisch.“ Als Vorgänger Fritz Wühr (CSU) 1990 Bürgermeister wurde, war Adam noch nicht mal eingeschult. Jetzt siegte der Junge mit 56 zu 44 Prozent.

Am Montag war der Jung-Star in München, holte sich Glückwünsche von Franz Maget ab. „Unser Shootingstar“, lobt der. Der Kämmerer von Bodenmais meldet sich, will Entscheidungen. Irgendwann kollabiert Adams Handy – der Akku ist leer. An den Stress muss sich Adam noch gewöhnen. Mit Anzug und Krawatte sieht er aus wie ein Teenager beim Abtanzball, auf der Homepage posiert er brav mit Mama, Papa und Schwester an der Kaffee-Tafel.

Wie kann so einer in einem Ort gewinnen, in dem seit 18 Jahren die CSU regiert? Nicht mal die Schmutzkampagne, die sein Schwulsein in den Dreck zog, konnte den Wahlsieg vereiteln. Adams Erfolgsrezept: Er sei „in fast jedem Verein“ von Bodenmais Mitglied – „nur nicht im Mütterverein“. Und durch ein gutes Programm. „Niemand kennt den wahren Schuldenstand von Bodenmais. Das will ich ändern.“ Auch den Tourismus will er in Schwung bringen.

Doch wie? Adam hat noch nicht mal sein Wirtschafts- und Politikstudium in Regensburg zu Ende gebracht. Das Studium will er abkürzen. „Außerdem habe ich Kurse bei der Friedrich-Ebert-Stiftung über Kommunalpolitik gemacht“, sagt er. Wie viele Mitarbeiter er bald unter sich hat, weiß er nicht. Dass er viel Arbeit hat, weiß er schon: „Ich rechne mit einem 18-Stunden-Tag.“ Seine erste Amtshandlung: „Im Mai den Maibaum aufstellen.“ Und in Zukunft? „Das ist kein Job, den ich bis zur Rente mache“, sagt er. Sein Vater Michael verrät der AZ: „Mit 17 hat er schon gesagt, dass er Bundeskanzler werden will.“ V. ter Haseborg

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