Sparen Politiker den neuen Frankenschnellweg kaputt?

Weil er zu teuer ist: Die Baubehörde will keinen Zuschuss für einen Straßentunnel geben und stattdessen neun Meter hohe Lärmschutz-Wände bauen. Aber OB Maly verspricht: „Wir werden um den Deckel kämpfen.“
von  Abendzeitung

Weil er zu teuer ist: Die Baubehörde will keinen Zuschuss für einen Straßentunnel geben und stattdessen neun Meter hohe Lärmschutz-Wände bauen. Aber OB Maly verspricht: „Wir werden um den Deckel kämpfen.“

NÜRNBERG Ende des Jahres 2010 soll mit dem Ausbau des Frankenschnellwegs begonnen werden. Darauf arbeitet Dietrich Paul hin. Er ist der Planungsexperte im Baureferat für das ehrgeizigste Verkehrsprojekt der nächsten Jahrzehnte in Nürnberg.

Derzeit bereitet er die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren vor, das im nächsten Jahr eingeleitet werden soll. Nach fünf bis sechs Jahren Bauzeit wird der Verkehr dann spätestens 2016 kreuzungsfrei durch den Nürnberger Süden rollen. Der Dauerstau auf der A 73 soll damit dann der Vergangenheit angehören und auch die angrenzenden Stadtteile sollen entlastet werden. Soweit der schöne Plan. Doch schon gibt’s Streit um den Lärmschutz. Wird der kaputt gespart?

Um bei den Zuschüssen zu sparen, steht die Frankenröhre zur Diskussion

Bei der mobilen Bürgerversammlung wurde jetzt klar, dass der Lärmschutz-Tunnel noch lange nicht Bestandteil der Pläne sein wird. Eigentlich war bisher immer vorgesehen, dass im Bereich Steinbühl und Sandreuth ein Deckel über die Stadtautobahn gebaut wird. So will es jedenfalls die Stadt Nürnberg. Allerdings gebe es, so OB Ulrich Maly (SPD), Widerstände aus der obersten Baubehörde.

Denn die muss einen Großteil des derzeit mit rund 210 Millionen Euro veranschlagten Bauprojekts bezahlen. Und um bei den Zuschüssen zu sparen, steht die Frankenröhre nun zur Diskussion. Stattdessen sollen in Teilbereichen bis zu neun Meter hohe Lärmschutzwände errichtet werden. Die würden, so das Argument aus der Baubehörde, die Anwohner ebenso gut vor dem Lärm der vorbeifahrenden Autos schützen. Sie seien jedoch, und das ist entscheidend, viel billiger.

„Wir werden um den Deckel kämpfen“, versprach Maly gestern den lärmgeplagten Anwohnern in Steinbühl. Zum einen würden neun Meter hohe Wände den Stadtteil verschandeln. Und zum anderen hat der Deckel noch eine weitere Funktion. Auf ihm sollen Grünflächen und Spielplätze entstehen, die in den Stadtteilen rundum Mangelware sind. „Der Deckel ist notwendig für die Stadtteilreparatur in diesem Gebiet“, so Maly.

Eineinhalb Meter Erde sollen aufgeschüttet werden. „Das reicht aus, dass dort richtig große Bäume wachsen können“, erläutert Planer Paul. Während unten mindestens 80.000 Autos pro Tag mit Tempo 70 durch die 4,50 Meter hohe Frankenröhre rauschen, können oben die Steinbühler ihre neue Grünoase genießen. Aber nur die. Denn schon ein paar hundert Meter weiter im Süden werden die Anwohner weiter unter Lärm und Dreck vom Frankenschnellweg leiden. Michael Reiner

Mehr über den Frankenschnellweg und die Wut der Anwohner in der Werderau lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Freitag, 18. Juli.

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