Späte Reue eines GI - und die Suche nach seinem Sohn
Landshut - George Nelson ist 81 Jahre alt. Der Amerikaner kann zurückblicken auf ein erfolgreiches Leben: Mit einem Vergnügungspark hat er sein Vermögen gemacht. Und doch hat er noch ein großes Ziel: Er will seinen in Landshut gezeugten Sohn finden. Einen Mann, der 1955 geboren wurde, und von dem Nelson nur noch weiß, dass er vermutlich Reinholt heißt. "Ich fühle mich fürchterlich, weil ich mich nicht mehr an den Namen meines Sohnes erinnern kann", sagt Nelson heute.
Aber der Reihe nach: Als junger Soldat kommt George H. Nelson im Juni 1954 nach Landshut. Damals ist er gerade 18 Jahre alt, ein Bub aus der Provinz, der sich zum ersten Mal in seinem Leben fern der Heimat aufhält. Nelson kommt aus Wisconsin, einem ländlich geprägten Bundesstaat im Norden der USA.
Ihr Name war Olga - vielleicht auch Helga oder Inga
In Landshut lernt George H. Nelson, den sie auch "Todd" nannten, ein deutsches "Fräulein" kennen. In einem "Guest House", wie er sich noch erinnert. Sie ist etwas älter als er, um die 20 Jahre, schlank, blond, hübsch. Sie sei beschäftigt gewesen bei einer Firma, die Unterwäsche herstellte. Ihr Name war Olga, vielleicht auch Helga oder Inga - an ihren Nachnamen kann sich Nelson überhaupt nicht mehr erinnern.
Es ist mehr als 60 Jahre her, dass er seine deutsche Freundin kennengelernt hat. Die Zeit hat viele seiner Erinnerungen gelöscht. Er erinnert sich, dass sie zusammen Filme im PX-Kino der US-Armee angeschaut haben. Die Frau spricht nur gebrochen Englisch, ansonsten verständigen sich die beiden mit Händen, Füßen - und mit Küssen.
Als die junge Frau schwanger wird, merkt der unerfahrene George davon nichts. Neun Monate nach seiner Ankunft in Landshut wird er nach Regensburg versetzt. Dort bekommt er eines Tages Besuch von seinem "Fräulein". Sie taucht vor den Toren der Armee-Baracken auf, mit einem zwei Wochen alten Kind im Arm - seinem Sohn.

Manchmal hat er noch an das deutsche "Fräulein" gedacht
Der Bub habe Reinholt oder so ähnlich geheißen, weiß er noch. Und dass er so etwa im Juni 1955 im Raum Landshut zur Welt gekommen war. Als Vater mit 19 Jahren sei er einfach überfordert gewesen, sagt er heute. Seine Armee-Einheit wird zurück in die USA beordert. Manchmal habe er noch an das deutsche "Fräulein" und an seinen Sohn gedacht. Dann erreicht ihn ein Brief der US-Army. Darin steht, dass sich eine Frau gemeldet hatte, die behauptete die Mutter seines Sohnes zu sein. In solchen Fällen tritt die Armee für den Unterhalt der Mutter ein.
George Nelson gerät in Panik. Sein Vater sei sehr konservativ gewesen. Wenn er erfahren hätte, dass sein Sohn in Deutschland ein Kind gezeugt hatte, hätte er George gezwungen, die Mutter zu heiraten. Deshalb vernichtet Nelson den Brief kurzerhand. Jetzt hat ihn tiefe Reue gepackt. George Nelson ist verzweifelt. Er möchte sich bei seinem Sohn entschuldigen. "Die Menschen in Landshut müssen mich für einen ganz schlimmen Mann halten. Heute bereue ich zutiefst, dass ich die Mutter sitzengelassen habe. Das ist unverzeihlich, ich war jung, hatte Angst."
George Nelson: "Mit bleibt nicht mehr viel Zeit"
George Nelson baut auf die Menschen in Landshut und Umgebung. "Bitte helfen Sie mir, meinen Sohn zu finden. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit." Nach einem Aufruf in der "Landshuter Zeitung" konnte ein Mann tatsächlich ausfindig gemacht werden. Auf eine Kontaktaufnahme hat er bislang nicht reagiert.

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