Sozialistische Götterdämmerung mit Katastrophenhimmel

Kunst und Kalter Krieg (II): In ihrer Serie zur Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum sieht die AZ genauer hin.
von  Abendzeitung
Düsterer Horizont für eine „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“: Werner Tübkes Entwurf fürs Frankenhausener Wandpanorama
Düsterer Horizont für eine „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“: Werner Tübkes Entwurf fürs Frankenhausener Wandpanorama © Berny Meyer

NÜRNBERG - Kunst und Kalter Krieg (II): In ihrer Serie zur Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum sieht die AZ genauer hin.

Es wurde ein Mausoleum wider Willen, zumindest gegen den Willen der SED-Regierung: Als das 123 Meter lange und 14 Meter hohe Panorama für das Museum auf dem Schlachtberg über Frankenhausen im September 1989 eröffnet wurde, standen Zusammenbruch der DDR und Mauerfall unmittelbar bevor. Über ein Jahrzehnt hatte der Leipziger Maler Werner Tübke an seiner „Frühbürgerlichen Revolution“ gearbeitet, deren – gemessen an der Endgröße – fast schon handlichen Vorstudien nun Bestandteil der laufenden Sonderschau „Kunst und Kalter Krieg“ im Germanischen Nationalmuseum sind.

Eigentlich sollte das Ergebnis zur „Frühbürgerlichen Revolution“ – diese Woche Gegenstand des AZ-Blicks auf die Kollektion im „Germanischen“ – ganz anders ausschauen: Im niedergeschlagenen Bauernaufstand unter Führung des Predigers Thomas Müntzer sollte sich der langfristige Sieg des Volkes spiegeln. Statt dessen schuf Tübke eine „sozialistische Götterdämmerung“ mit Katastrophenhimmel. Drüben wie hüben traf das durchaus eine Grundstimmung in den deutschen Teilstaaten. In der Nürnberger Ausstellung sieht man auch einen Ausschnitt von Johannes Grützkes Monumentalwerk, das er im Auftrag der BRD für die Paulskirche schaffen sollte. Sein „Einzug der Volksvertreter“ illustriert das Scheitern der Vormärz-Revolution als Schaulaufen der Eitelkeit. Mit dem Künstler mittendrin. daer

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