Sommer am Sudelfeld: Kommt ein Erlebnispark?

Wenn die Winter schon verkorkst sind, muss das Gebiet nun in den sonnigen Monaten herhalten: Kein Disneyland soll es werden, aber ein Millionen-Euro-Projekt namens "Gamspark".
von  Klaus Wiendl
2015: Eine Schneekanone steht einsatzbereit im Skigebiet Sudelfeld.
2015: Eine Schneekanone steht einsatzbereit im Skigebiet Sudelfeld. © dpa

Sudelfeld - "Die größte Umweltsünde in den deutschen Alpen" war es für den Deutschen Alpenverein (DAV), als dieser im Jahr 2014 gegen den Ausbau des Skigebiets Sudelfeld klagte und vor Gericht verlor.

So konnten die künstliche Beschneiung erweitert und der Bau eines 155.000 Kubikmeter großen Speichersees vollendet werden. Doch in diesem Winter half auch der Kunstschnee nicht viel. Über die Hochsaison an Weihnachten war auch am Sudelfeld Wintersport Fehlanzeige. Außer zwei Anfängerliften stand alles still.

2015: Eine Schneekanone steht einsatzbereit im Skigebiet Sudelfeld.
2015: Eine Schneekanone steht einsatzbereit im Skigebiet Sudelfeld. © dpa

Sommertourismus soll belebt werden

Das soll sich ändern. Nun setzt Bayrischzell in Zeiten des Klimawandels verstärkt mit einem Konzept auf eine "Belebung" des Sommertourismus. Das Skigebiet mit Liftanlagen und Gastronomie soll zum Erlebnispark werden, da es ohnehin bereits "komplett erschlossen ist", so das Konzept der Touristiker von der Alpenregion-Tegernsee-Schliersee (ATS).

Um die "Bewegung in der Natur erlebbar zu machen", soll dafür etwa eine Million Euro in einen "Gamspark" investiert werden. Das alpine Tier ziert das Wappen von Bayrischzell.

Vom Ortsrand ist eine neue Seilbahn zu den Berggasthöfen Waller- und Specksteinalm auf etwa 1.400 Metern Höhe geplant. Ab hier ist für Kletterer ein "Gamssteig" zum Vogelsang konzipiert, für Kids ein "Kitzsteig".

Erlebnispark auf 1.000 Quadratmetern

Aus dem bisherigen Parkplatz soll ein "Erlebnisplatz" mit rund 1.000 Quadratmetern werden. Mit Seilgarten, Slackline-Park, ein Sandkasten mit Rutsche und einer Boulderhütte. Wem das noch nicht genügt, für den geht es mit einem Mountaincart rasant bergab.

Allerdings müssten die Wege für die Outdoor-Aktivitäten noch "entstehen, es gibt dort keine", räumt man bei der ATS ein, ebenso wenig Trails für Mountainbiker.

Auf sie hat man es besonders abgesehen, sie seien ein "wesentlicher Bestandteil des Konzepts". Bis zu 34.000 Biker könnten so jährlich das Sudelfeld stürmen. Das Einzugsgebiet sei aus touristischer Sicht "ein Traum". Noch aber führe das "Downhill-Biken zu Diskussionen in der Gemeinde", räumt Bürgermeister Georg Kittenrainer (CSU) auf Nachfrage ein. "Solche Konzepte sind nie unumstritten."

DAV von Vorhaben überrascht

Er könne das Projekt, dessen Realisierung er erst 2023 sieht, aber guten Gewissens befürworten, denn das Sudelfeld sei bereits kommerzialisiert. "Wäre es die Rotwand, würde ich sturmlaufen."

Ob es einen Sturmlauf des DAV geben wird, ist ungewiss. Pressesprecher Thomas Bucher sagt am Dienstag zur AZ: "Wir wurden von dem Vorhaben überrascht".

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