Nach Test-Panne: Söder hält an Gesundheitsministerin fest

München - Nach der schweren Panne bei den Corona-Tests hat die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) zweimal ihren Rücktritt angeboten. Das sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag in München, fügte aber hinzu: "Ich habe weiter Vertrauen zu ihr." Huml wolle die "Scharte auswetzen". Unklar war weiter, wie viele positiv Getestete nun von ihrer Infektion wissen. Sie würden in diesen Stunden abtelefoniert, sagte Huml. 908 Betroffene seien identifiziert. Unklar blieb weiter, woher sie kommen.
Söder räumte die Panne ein und bedauerte den Fehler. "Wir können uns dafür nur entschuldigen letztlich", sagte er. "Das tut der gesamten Staatsregierung leid, dass diese Fehler passiert sind." Die Regierung hatte am Mittwoch eingestehen müssen, dass die Verzögerungen bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen an bayerischen Autobahnen deutlich dramatischere Ausmaße haben als bisher bekannt.
Stand Mittwoch warteten 44 000 Reiserückkehrer, die im Ausland im Urlaub waren, nach Corona-Tests an den Autobahnen noch auf ihre Ergebnisse. Besonders brisant ist, dass darunter Hunderte positiv Getestete waren, die nun bundesweit viele andere Menschen angesteckt haben könnten. Huml konnte am Donnerstag nicht sagen, wie viele von diesen nun schon über ihre Infektion informiert wurden.
Söder warnte vor bundesweit steigenden Fallzahlen: "Wenn wir nicht aufpassen, stehen wir in einigen Wochen vor einer ganz schwierigen Situation." Es werde in den kommenden Wochen bei der Rückkehr von Urlaubern oder dem Schulstart noch viele Probleme geben: "Wer glaubt, dass Corona ausgesessen und vorbei ist, der wird sich getäuscht sehen."
Folgen hat das Debakel auch für den Leiter des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Andreas Zapf. Der wechselt nun ins bayerische Gesundheitsministerium. Der Internist und Familienvater Zapf hat das in Erlangen angesiedelte Landesamt seit zwölf Jahren geleitet.
Die schwere Panne hat neben Zapf und Huml auch Söder massiv unter Druck gebracht, in Bayern, aber auch bundesweit. Denn Söder war mit der Ankündigung der Teststationen an Autobahnen vorgeprescht. Die Staatsregierung und die Behörden unterschätzten in der Eile aber anfangs, wie viele Menschen sich tatsächlich an den Autobahn-Stationen testen lassen wollen.
Grünen-Chefin Annalena Baerbock beispielsweise kritisierte die Panne bei den Corona-Tests als "schweres Versäumnis" - und sieht CSU-Chef Söder persönlich in der Verantwortung. "Wer sich als Ministerpräsident permanent als Krisenmanager inszeniert und sich selbst ständig auf die Schulter klopft, ist auch in der Verantwortung sicherzustellen, dass es funktioniert", sagte Baerbock am Donnerstag.