Söder statt Seehofer: So sehen Karikaturisten den Ministerpräsidenten-Wechsel
München - Schon mal Markus Söder in die Augen geschaut? Nach diesem Text werden Sie anders auf den designierten bayerischen Ministerpräsidenten blicken und den Machtwechsel in der Staatskanzlei mit besonderem Augenmerk verfolgen.
Wenn Söder die Nachfolge von Horst Seehofer als Regierungschef antritt, schauen unzählige Beobachter nach München. Die einen sind selbst im Politikbetrieb verankert, andere kommen aus dem Journalismus, von Universitäten oder sind interessierte Wähler. Einen speziellen Blick auf die Staffelübergabe haben Karikaturisten. Mit spitzer Feder halten sie fest, was die CSU-Alphatiere ausmacht. Die Deutsche Presse-Agentur hat mehrere Zeichner gefragt, was der Personaltausch auf dem Chefsessel am Kabinettstisch aus ihrer Sicht bedeutet.
Der Karikaturist Lutz Backes alias "Bubec" sieht erstmal ein ganz grundlegendes Problem: "Die beiden Herren haben leider nicht die Gesichter wie einst Adenauer, Erhard oder Willy Brandt und Franz Josef Strauß. Heute werden die führenden Köpfe gut frisiert, die Zähne gerichtet, die Augenbrauen gezupft und fernsehtauglich geschminkt. Leider." Auch Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe am Anfang ihrer Karriere ganz "karigen" ausgesehen - dann habe man sie "runderneuert, und nun ist sie für die Karikatur zu hübsch".
"Beim Söder sind die Schlitzaugen wichtig und das breite, selbstgefällige Lächeln."
Dagegen hält der Münchner Dieter Hanitzsch Seehofer und Söder für sehr "karikabel", weil beide Charakterköpfe hätten. "Beim Söder sind die Schlitzaugen wichtig und das breite, selbstgefällige Lächeln." Er werde an den Schläfen langsam grau, was gut zum künftigen Landesvater passe. "Beim Seehofer ist besonders typisch sein schlitzohriges Lächeln und natürlich die weiße Haartolle in die Stirn."
Auch wenn er lieber zeichne als analysiere, bezeichnet Backes Seehofer als alten Politikhasen, der die Dinge inzwischen mit einem gewissen Abstand sehe. "Ein leicht ironischer Mundwinkel und der Blick nach oben drücken dies aus." Söders Augen sagen laut Backes: "Ich lasse mal alles ruhig an mich herankommen, ich gehe meinen Weg, und auch die größten Bosheiten schlucke ich, wenn sie mich davon nicht abbringen. Das bisher Erreichte bestätigt mich."
Deutlichere Worte findet das Zeichner-Duo Greser & Lenz aus Aschaffenburg: "Auffällig an Seehofer ist eine Mischung aus Windigkeit und Erstarrung, die sich zeigen in einem glasigen Blick, Dauergrinsen, eingezogenem Kopf und steifer Körperhaltung", schreiben die beiden. "Auffällig an Söder ist sein unbedingter Machtwille, der keine Selbstzweifel kennt und über Leichen zu gehen bereit ist. Dieser zeigt sich in seinen listigen bis bösen Schweineäuglein und in der oberlehrerhaften Handhaltung, bei der Daumen und Zeigefinger einen Kreis bilden und die übrigen Finger nach oben zeigen."
Die Augen von Söder betont auch Karikaturist Jürgen Tomicek: "Sein Gesicht ist sehr markant und lässt viel zeichnerischen Spielraum für die bewegte Mine. Insbesondere seine Augenlinie mit den markanten Augenbrauen erleichtern die Porträt-Karikatur." Söders Mimik und Gestik wirkten eher überlegt und berechnend, Seehofer habe hingegen eine auffallend statische Mimik, wirke meist lächelnd und weniger ausschweifend. "Das stellt eine gewisse Herausforderung an seine Darstellung mit bewegter Mine", so Tomicek. Markant seien Seehofers weiße und nach vorn gerichtete Haare, seine kräftige Nase und das Kinn. Der Zeichner kommt zu dem Schluss: "Im Gegensatz zu Horst Seehofer ist Markus Söder eher der Paradiesvogel."