Söder startet Initiative für Männergesundheit

Das starke Geschlecht ist nachlässig in Gesundheitsfragen – Bayern will dem jetzt abhelfen: Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) hat eine bayernweite Initiative für Männergesundheit gestartet.
von  dpa
Frauen werden in Bayern im Schnitt fünf Jahre älter als Männer - dieser Fakt muss sich ändern, findet Markus Söder (CSU).
Frauen werden in Bayern im Schnitt fünf Jahre älter als Männer - dieser Fakt muss sich ändern, findet Markus Söder (CSU).

München - Die Medizin der Zukunft müsse mehr auf Prävention anstatt Reparatur setzen, sagte der Minister am Freitag bei einem Auftaktkongress in München. „Männer leben länger, wenn sie auch zur Vorsorge gehen.“ Da jedoch hapere es beim starken Geschlecht. Zudem lebten Männer – etwa durch den Konsum von Alkohol und Nikotin – ungesünder als Frauen und riskierten auch mehr.

Um früh ein anderes Bewusstsein zu schaffen, setze die Initiative auch bei den Schulen an. „Männergesundheitstage“ in allen Regierungsbezirken sollen im nächsten Jahr für Vorsorge und gesunden Lebensstil werben. „Vorsorge ist kein Zeichen von Schwäche“, sagte Söder. Anfang 2012 will er einen „Männergesundheitsbericht Bayern“ vorlegen. Herzinfarkt, Bluthochdruck und Diabetes – bei vielen Krankheiten sind Männer mehr gefährdet. Ihre Lebenserwartung im Freistaat liege fünf Jahre niedriger als bei den Frauen, sagte Söder.

Männer werden im Schnitt 77,9 Jahre alt, Frauen 82,9 Jahre. Ein Grund sei, dass nur rund ein Viertel der Männer Vorsorgeangebote wahrnehme. Bei Frauen seien es 60 Prozent. Allerdings hänge die Lebenserwartung auch vom Familienstand ab: Verheiratete Männer würden eineinhalb Jahre älter, verheiratete Frauen lebten eineinhalb Jahre weniger. Erklären konnte Söder nur den Part der Männer: „Der entscheidende Grund ist wohl, dass die Frauen ihre Männer zum Arzt schicken.“

Der Weidener Urologe Theodor Klotz warnte, Vorsorgeuntersuchungen seien nicht alles, sie könnten sogar kontraproduktiv sein. In höherem Alter könne eine Krebstherapie belastender sein als ein Tumor, der wegen langsamen Wachstums möglicherweise gar nicht mehr lebensbedrohlich würde. Es dürfe nicht „blind die Vorsorgekanne“ ausgeschüttet werden. Der Körper sei für Männer ein Mittel zur Erreichung eines Ziels, sagte Klotz weiter. Ein Mann sei deshalb nicht über die Warnung vor Krankheit zu erreichen.

Aber: „Wenn man ihm sagt: Dein dicker Bauch sieht nicht gut aus, wenn Du in deinen Porsche steigst, dann können wir ihn erreichen.“ Auch Elmar Brähler von der Universität Leipzig sagte, 70 Prozent seiner Studenten trieben Sport. „Aber nicht wegen der Gesundheit, sondern zur Verbesserung der Marktchancen.“

Die Sozialwissenschaftlerin Constance Engelfried sagte, mit der Emanzipation träfen bestimmte Krankheiten zunehmend auch Frauen. Der „Global Player“ sei ein Männlichkeitskonstrukt. Aber auch Frauen müssten sich dem anpassen, wenn sie Erfolg haben wollten.

Matthias Stiehler vom Dresdner Institut für Erwachsenenbildung verwies darauf, dass psychische Erkrankungen oft physische Folgen hätten – gerade bei psychischen Problemen holten sich Männer selten Hilfe. Zum Burn-out-Bekenntnis von Schalke-Trainer Ralf Rangnick sagte er: „Das sehe ich eher als gesunde Reaktion.“ Dies sei besser als „durchzuhalten bis zur Bahre“. 

 

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