So wüteten Sturm und Flammen in Bayern

Das Unwetter beschäftigt die Einsatzkräfte bis in die Morgenstunden. Brände verursachen Millionenschäden.  
von  Jasmin Menrad
Gerettet! Feuerwehrler tragen das erschöpfte Kalb Florentine aus der Flammenhölle, in der es gefangen war.
Gerettet! Feuerwehrler tragen das erschöpfte Kalb Florentine aus der Flammenhölle, in der es gefangen war. © fib/eß

Das Unwetter beschäftigt die Einsatzkräfte bis in die Morgenstunden. Brände verursachen Millionenschäden

Um Mitternacht gingen die ersten Anrufe in den Leitstellen von Polizei und Feuerwehr ein. Bis in die frühen Morgenstunden des gestrigen Tages rückten die Einsatzkräfte in Bayern mehr als 200 Mal aus.

In Oberbayern, Niederbayern, der Oberpfalz und Schwaben liefen Keller voll, Bäume blockierten die Straßen und Kanaldeckel wurden von den Wassermassen aus der Verankerung gedrückt.

Doch viel schlimmer waren die vielen Brände durch Blitzeinschlag, die in einer Nacht Millionenschäden verursacht haben. An diesen Orten hat das Unwetter besonders schlimm gewütet:

  • Drei Pförringer (Landkreis Eichstätt) hatten Glück, dass sie sich unverletzt aus ihrem brennenden Haus retten konnten. Denn kurz vor 2 Uhr schlug der Blitz in den Dachstuhl ein. Vom Einschlag wach geworden, konnten sowohl der Mann, der im Dachgeschoss lebt, als auch die zwei anderen Bewohner des dreigeschossigen Hauses ins Freie flüchten. Bis um 8 Uhr in der Früh war die Feuerwehr mit Löscharbeiten beschäftigt. Der Schaden beläuft sich auf etwa 150000 Euro.
  • In Markt Schwaben wurde das Gewächshaus einer Gärtnerei durch Hagel schwer beschädigt. Die Körner durchschlugen die Glasscheiben.
  • Bei Beilngries (Landkreis Eichstätt) brannte nach einem Blitzeinschlag eine Trafostation.
  • Einen Millionenschaden entstand durch einen Blitzeinschlag auf einem Bauernhof in Heldenstein (Landkreis Mühldorf). 1500 Quadratmeter Stallung mit einer darüber liegenden Scheune und eine Maschinenhalle standen lichterloh in Flammen. Ein Zeitungsausträger bemerkte den Brand gegen 2 Uhr. Bis zum Morgen löschte die Feuerwehr und war mit Atemmasken im Stall, um die Tiere zu retten. Ein Kalb hatte besonders großes Glück: Es schien, als sei es rettungslos verloren. Eine Stallwand war schon eingestürzt, es war kein durchkommen mehr für die Feuerwehr und den verzweifelten Landwirt. Das Kalb schrie verzweifelt in seiner tödlichen Falle. Doch mit den bloßen Händen und einem Geißbein brachen die Feuerwehrler die circa 50 Zentimeter dicke Mauer durch und konnten das kleine Kalb so aus der Feuerhölle retten. Danach sagte einer der Retter: „Das heißt jetzt Florentine.“ Denn der Schutzmann der Feuerwehrler ist der Heilige Florian. Und weil's eine Kalbskuh war, heißt das Glückskalb jetzt Florentine. Bestimmt werden die Feuerwehrler noch oft an ihre Florentine denken. Denn wenn sie bei Einsätzen auf kurze Distanzen funken, etwa wenn sie Atemmasken tragen, beginnen sie jeden Funkspruch mit „Florentine“ und dann folgen die weiteren Anweisungen.
  • Ob’s tatsächlich der Blitz war, der rund 1000 Gartenhäuser in Hof zerstört hat, müssen die Ermittlungen der Polizei zeigen. Gegen 2.15 Uhr bemerkte ein Mann den Brand in der 100 mal 30 Meter großen Lagerhalle. 150 Einsatzkräfte rückten aus und konnten ein Übergreifen des Feuers auf andere Gebäude verhindern. Da das Wasser knapp war, musste das Löschwasser aus einem See gepumpt werden. Dazu wurde die Bundesstraße 15 zeitweise voll gesperrt. Der immense Schaden kann noch nicht genau beziffert werden, doch in der Halle lagerten etwa 1000 Gartenhäuschen, die den Flammen zum Opfer fielen.
  • Einen mächtigen Schlag machte es gegen 5.30 Uhr in einem Wohn- und Geschäftsgebäude in Drachselsried (Landkreis Regen). Der Blitzeinschlag verwüstete das Dachgeschoss nahezu vollständig. Fast die ganze Deckenverkleidung wurde herunter gesprengt. Im Erdgeschoss ging fast die ganze Elektronik kaputt. Verletzt wurde niemand, doch der Schaden beträgt mehrere zehntausend Euro.
  • Auch Dienstagnacht könnte für die Feuerwehr wieder anstrengend werden, denn es sind Gewitter angekündigt. Nur die Franken freuen sich darüber: Wegen anhaltender Waldbrandgefahr wünschen sie sich Regen.

 

 

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