So wichtig ist Tommys Schattenmann
NÜRNBERG - Michael Oenning ist der Assistent von Club-Cheftrainer Thomas von Heesen. Er gilt als Multitalent – und heimste an der Seite von Marcel Reif sogar schon den Grimme-Preis ein.
Fußballexperte, Medienberater, Trainerausbilder, Talentschmied und manchmal auch Kummerkasten – Michael Oenning ist ein wahres Multitalent. Kein Wunder, dass Club-Cheftrainer Thomas von Heesen den 42-jährigen Allrounder mit ins Boot geholt hatte, als er am 12. Februar die letztlich gescheiterte Mission „Nichtabstieg“ in Angriff nahm. „Leider haben wir es nicht gepackt“, klagt der zweifache Familienvater. Umso erpichter ist Oenning, der unverzichtbare Schattenmann, darauf, die Scharte in der neuen Saison mit der Rückkehr ins Oberhaus auszuwetzen.
Oenning, einst Mittelstürmer bei Preußen Münster und in Dülmen, ist nur auf den ersten Blick eine unbekannte Größe in der Szene. Dass es, obwohl er in den obersten Amateurklassen kickte, für den Sprung in den Profibereich nicht reichte, hat einen simplen Grund: „Ich habe mich lieber auf meine Ausbildung konzentriert.“ Sein Deutsch- und Sportstudium.
Alle Trainerscheine erworben
Der ehemalige Studenten-Nationalspieler blieb der Hochschule nach dem Abschluss treu, unterrichtete an den Unis Münster und Stuttgart „Turnen und Lesen“, wie es der gebürtige Münsterländer aus Coesfeld flapsig formuliert. Quasi nebenbei erwarb er sukzessive alle möglichen Trainerscheine, um dann den Fußball-Lehrer in Angriff zu nehmen. Im Lehrgang u. a. mit Falko Götz, Jörg Schmadtke und Holger Fach. Letzterer nahm ihn als „Co“ mit nach Gladbach (2004) und Wolfsburg.
Oenning hatte bereits zuvor als Assistent von Horst Hrubesch im DFB-Nachwuchs (U 18 und U 20) überzeugt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Oenning seine vierjährige, sogar preisgekrönte Karriere als Medienschaffender schon hinter sich. Als Stichwortgeber und Spielanalytiker von Moderatoren-Ikone Marcel Reif durfte er sich für die WM-Berichterstattung von Premiere 2002 aus Japan und Südkorea sowohl über den Großen Fernseh- wie auch den renommierten Grimme-Preis freuen.
Ganz verdaut hat er den überflüssigen Abstieg noch nicht. „Das Ganze läuft noch lange wie ein Film durch den Kopf“, gesteht er. Und immer wieder ist da die quälende Frage: „Was hätte man anders machen können? Oder war es richtig, hat aber nicht geklappt.“ Oenning hat auch Antworten parat: „Die Stimmung in der Truppe war zwar bis zum Schluss fantastisch, da habe ich schon ganz andere Situationen erlebt. Aber es hat an Führungsspielern gefehlt, Typen, die bis aufs Messer kämpfen. Uns ist jedenfalls bislang keiner von der Fahne gegangen, um den wir weinen müssten“, so der 42-Jährige zu den Wechseln von Kristiansen, Koller, Adler & Co.
Aufstieg ist "unsere absolte Pflicht"
Umso größer ist seine Vorfreude auf die ab Sonntag beginnende Vorbereitung. „Die können Thomas von Heesen, der bei mir alle seine Gedanken und Sorgen abladen kann, und ich komplett nach unseren Vorstellungen gestalten. Wir stehen nicht wie im Februar sofort unter Druck.“ Wobei Oenning schon im Hinterkopf hat, dass es beim Saisonstart zu Schwierigkeiten kommen könnte. Wie das ja auch in Gladbach und Köln, den Erstliga-Aufsteigern, im Vorjahr der Fall war. „Unser großer Vorteil ist, dass wir zu 90 Prozent ein deutschsprachiges Team haben werden. Und wenn wir dann aufsteigen, was unsere absolute Pflicht ist, werden wir auch in der Ersten Liga sofort wettbewerbsfähig sein.“
Mit Neuzugängen wie Raphael Schäfer, den unverzichtbaren Javier Pinola, Marco Engelhardt und Andi Wolf. Und dem noch zu verpflichteten Personal im Sturm. „Wir sind gerne die Gejagten“, sagt Oenning noch. „Die Zweite Liga ist für uns nur eine Durchgangsstation.“ Dann stünde einer Vertragsverlängerung über 2009 hinaus wohl nichts im Wege. Für Thomas von Heesen – und seinen unverzichtbaren Schattenmann. Markus Löser