So werden Sie zum Nichtraucher
Zahlreiche Anrufer holten sich Tipps von den AZ- Experten – und die machten den Abhängigen Mut, wie Sie den Abschied von den Glimmstängeln schaffen können
NÜRNBERG „Geh weg, Oma, du stinkst.“ Weil der Qualm ihren Enkel stört, will die 51-jährige Anne Meier* endlich mit dem Rauchen aufhören. Karl Hübner* geht im Chor öfters die Luft aus – er vermutet, dass es an den 25 Zigaretten liegt, die er täglich raucht. Und für Hanna Haber* ist ihre Gesundheit die Motivation, das Qualmen aufzugeben: Sie hat Asthma und Bluthochdruck.
Der Entschluss mit dem Rauchen aufzuhören, verbindet diese drei der vielen Anrufer bei der AZ-Telefonaktion. Sie suchen Rat und Unterstützung. „Es ist schwierig, aber mit einem festen Willen schaffen Sie es, rauchfrei zu leben“, ermutigte Sabine Strahler von der Raucherberatung am Klinikum Nürnberg Nord Anruferin Haber.
Zwar gibt es kein Patentrezept, aber die Expertin kennt viele Tipps, um von den Zigaretten loszukommen. „Machen Sie sich eine Liste mit Vorteilen, warum Sie das Rauchen aufhören wollen“, empfiehlt Strahler. „Legen Sie einen Termin für ihren Rauch-Stopp fest – und werfen Sie dann alle Utensilien wie Feuerzeug, Aschenbecher und natürlich die letzte Packung Zigaretten weg“, rät Dr. Matthias Urlbauer, der zweite Experte am AZ-Telefon, einer Kettenraucherin, die seit 20 Jahren zwei Packungen pro Tag qualmt. Sie hat schon ein paar Mal versucht aufzuhören, das letzte Mal war es vor drei Wochen für drei Tage. Nur ein kurzer Erfolg, doch Urlbauer macht Mut: „Drei Tage rauchfrei, das ist schon ein toller Anfang!“
Starke Raucher sind nicht nur psychisch, sondern auch körperlich abhängig
Rückfälle gehören mit dazu. Der Experte warnt vor zu großen Zielen. Kleine Schritte seien besser. „Erst drei Tage ohne Zigarette, dann zwei Wochen, dann ein Monat, und schließlich schaffen Sie es, ganz aufzuhören.“ Wichtig sei die Unterstützung aus dem Umfeld. Denn wer Freunde und Familie mit ins Boot holt, habe es leichter.
Oft bringt auch eine Analyse von Verhaltensmustern („Wann und warum rauche ich eigentlich?“) weiter. „Überlegen Sie sich Alternativen zur Zigarette nach dem Aufstehen oder in der Kaffeepause. Seien Sie kreativ“, meint Urlbauer. Ein Spaziergang oder ein Telefonat statt Kippe – wenn Anne Meier die Lust überkommt, will sie künftig zum Strickzeug greifen. Bonbons, Kaugummi oder Obst können beim Rauchstopp ebenfalls ein Ersatz zur Zigarette sein.
Auch ein Stück Schokolade ist erlaubt. Doch Vorsicht: Da Rauchen den Energieverbrauch des Körpers steigert, nehmen viele nach dem Rauchstopp erstmal zu. Hinzu kommt: Nichtraucher riechen und schmecken besser, daher haben sie meist mehr Appetit. Experte Urlbauer rät daher, auf die Waage zu achten und mit Sport, Bewegung sowie bewusster Ernährung gegenzusteuern.
Belohnung statt Bestrafung und Ablenkung sind zwar hilfreiche Waffen im Kampf gegen die Sucht, aber oft geht es nicht ohne Artzney. Gerade starke Raucher sind nicht nur psychisch, sondern auch körperlich vom Nikotin abhängig, erklärt Strahler. Die Expertin empfiehlt Nikotinpflaster und rezeptpflichtige Artzney mit dem Wirkstoff Varenclin. Dieser ähnelt Nikotin und ruft im Gehirn ebenfalls Glücksgefühle hervor.
Auf der Kippe steht derzeit das Rauchverbot in Gaststätten: Am 19. November startet das Volksbegehren zum Nichtraucherschutz. Bis zum 2. Dezember kann im Rathaus unterschrieben werden. Die Unterschrift einer 90-Jährigen AZ-Leserin ist schon mal sicher. Am AZ-Telefon forderte die Renterin drastische Maßnahmen: „Die Tabakwerbung gehört ganz verboten!“ scs
*Namen geändert
Kostenlose Info-Veranstaltung „Rauchfrei – jetzt! Wie es mit dem Aufhören klappt“ am Freitag, 13. November, um 19 Uhr. in Raum 3.11 im Nürnberger BZ am Gewerbemuseumsplatz 2.