So wenig ist die Rente in Zukunft wert
Viele Versicherte in Mittelfranken sind untervorsorgt. Studie zeigt, dass Altersgeld und Riester nicht reichen um den Lebensstandard im Alter zu halten.
NÜRNBERG Trotz Rente und Riestern: Fast jeder zweite Beitragszahler aus Nürnberg und Mittelfranken wird im Alter unterversorgt sein. Das ergab eine Studie des Renten-Experten Bernd Raffelhüschen und des Finanzdienstleisters Union Investment. Demnach wird die Renten-Lücke in Mittelfranken im Bundesvergleich mit am größten sein. Das heißt: Die Rente reicht nicht aus, um den Lebensstandard zu halten. Als unterversorgt gilt, wer im Ruhestand weniger als 60 Prozent des letzten Bruttoeinkommens hat.
Die Renten-Lücke: Die gesetzliche Rente bringt den Mittelfranken im Alter von 20 bis 65 Jahren später im Schnitt 41 Prozent des letzten Gehalts. In Halle liegt die Ersatzquote aber bei 55 Prozent. Insgesamt erzielen Bürger in den neuen Bundesländern eine Quote von 50 Prozent, Westdeutsche hingegen nur 41 Prozent. Das liegt daran, dass sich in der Statistik die älteren ostdeutschen Jahrgänge auswirken. Sie hatten nach der Vereinigung viele Beitragsjahre angerechnet bekommen, da der Berufseinstieg in der DDR früh anstand.
45 Prozent der Beitragszahler in Mittelfranken werden unterversorgt sein
Rechnet man zusammen, was den Mittelfranken aus ihrer gesetzlichen Rente und der Kombination aus Riestern, Betriebsrente oder der Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes insgesamt zusteht, ergeben sich schockierende Zahlen: 45 Prozent der Beitragszahler werden unterversorgt sein. Und das, obwohl sie brav Beiträge zahlen und riestern.
Die Riester-Muffel: Nur 26 Prozent der Mittelfranken riestern – in Mecklenburg-Vorpommern sind es 39 Prozent. Die Riester-Rente habe „noch keine hohe Durchdringung erzielt“, kritisiert die Studie. Die Folge: Viele Nürnberger sind auf die gesetzliche Rente angewiesen und müssen später ihren Lebensstandard aufgeben.
Der Unterschied zwischen letztem Verdienst und Rente fällt besonders auf
Die Gut-Verdiener: In Mittelfranken werden eher hohe Renten ausgezahlt, weil hier vergleichsweise gute Löhne gezahlt werden: Ein zukünftiger Rentner kann hier 1020 Euro aus der gesetzlichen Rentenkasse erwarten, damit ist er bundesweit vorne dabei. In Dessau gibt’s gerade mal 774 Euro. Die hohen Gehälter sind auch der Grund dafür, dass der Lohn mit der Rente vergleichsweise bescheiden ersetzt wird: Rentenbeiträge müssen in Westdeutschland bis zu einem Monatslohn von 5400 Euro bezahlt werden. Was darüber hinaus verdient wird, unterliegt nicht dem Rentenbeitrag. Allerdings bemisst sich dann auch die Rente an dem Grenzbetrag. Da es in Mittelfranken etliche Gut-Verdiener gibt, fällt der Unterschied zwischen letztem Verdienst und Rente besonders auf. Hinzu kommt, dass in Mittelfranken die Lebenshaltung nicht gerade billig ist.
Die Jung-Verlierer: Weil es in Zukunft immer mehr Rentner und immer weniger Beitragszahler geben wird, sind vor allem die heute 20- bis 34-Jährigen die großen Verlierer: In Mittelfranken müssen Angehörige dieser Altersgruppe damit rechnen, dass ihnen die gesetzliche Rente nur 39 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens ersetzt. Diese Altersgruppe hat jedoch auch die Zeit, fürs Alter zu sparen. Die heute 40- bis 45-Jährigen hingegen stehen schlechter da: Sie haben weniger Zeit, die Rentenlücke auszugleichen.
Volker ter Haseborg
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