So viel Dreck steckt in unseren Lebensmitteln

Fleisch, Fisch, Getränke, Backwaren: Das Erlanger Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit legt eine erschreckende Jahresbilanz vor.
von  Abendzeitung

Fleisch, Fisch, Getränke, Backwaren: Das Erlanger Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit legt eine erschreckende Jahresbilanz vor.

NÜRNBERG/ERLANGEN Genau 71182 Lebensmittelproben nahm das Erlanger Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) im vergangenen Jahr mit aufwändigen Analyseverfahren unter die Lupe. 12,7 Prozent (10394) aller Proben mussten beanstandet werden. Oft waren es nur Kleinigkeiten, doch es gab auch drastische Ausreißer. 424 untersuchte Proben wurden als „gesundheitsschädlich“ eingestuft.

In der Leberwurst steckte sogar hochgiftiges Botulin

FLEISCH/WURST: Das Sorgenkind Nummer 1. Von 3147 Proben wurden 1036 (34,8 Prozent) beanstandet. Zwei Drittel davon waren verdorben, 287 Proben wurden als gesundheitsgefährdend eingestuft. Richtig schlimm ging es in den Kühlhäusern zu. Von 233 entnommenen Fleischproben (roh) wurden sage und schreibe 191 beanstandet – mehr als 80 Prozent! Hochwertige Kochpökelwaren werden vor allem in der Gastronomie durch Imitate (nur 60 Prozent Fleischanteil) ersetzt. Entsprechend hoch fiel die Beanstandungsquote aus – 44 Prozent. Deutsche Produkte schnitten allerdings mit „nur“ 29 Prozent wesentlich besser ab, als die Ware aus anderen EU-Ländern mit 78 Prozent Beanstandungsquote.

Erhebliche Qualitätsmängel wiesen fleisch- und wursthaltige Feinkostsalate auf. Die Hälfte aller Proben fiel durch.

Mit Salmonellen verseuchte Lebensmittel, die starke gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen, gehören für die LGL-Experten zum Alltag. Den Vogel schoss jedoch der Hersteller einer Dosenleberwurst ab. Nach dem Verzehr erkrankte ein Mann an Botulismus, einer lebensbedrohlichen Vergiftung.

FISCH: Geräucherte Fisch-Er- zeugnisse fielen durch teilweise massive Hygienemängel auf. 21 von 158 Proben beurteilte das Landesamt als gesundheitsschädlich.

BACKWAREN: 16 Prozent aller untersuchten Backwaren fielen durch hohe Keimgehalte auf. Hervorgerufen werden sie durch unzureichende Kühlung oder Hygienemängel bei der Herstellung. Auch Nudeln fielen mikrobiologisch auf. 14 Prozent wurden beanstandet. In einer Packung „Spätzle“ wurden Salmonellen nachgewiesen.

Im Backwarenbereich gaben vor allem Beschwerde- und Verdachtsproben wegen eingebackener Fremdkörper, Schädlings- und Schimmelbefall immer wieder Anlass zu Beanstandungen.

WEIN: Mit aufwändigen Messverfahren ist das LGL immer wieder Weinfälschern auf die Spur gekommen. Wasserzusätze, Anreicherungen mit Saccharose und falsche Herkunftsangaben sind an der Tagesordnung. In mehreren Weinen aus Italien und Spanien wurde synthetisches Glycerin nachgewiesen.

BIER: Mehrere Biere fielen durch die Verwendung von Weizenmalz auf. Das entspricht nicht dem deutschen Reinheitsgebot. In drei Probenwurden Nitrosamine (krebserregende Stoffe) entdeckt, in anderen hohe Konzentrationen an Spüllauge, die Verätzungen bei mehreren Konsumenten auslösten.

KONFITÜRE/MARMELADE: 24,1 Prozent aller 300 untersuchten Proben mussten beanstandet werden. In den meisten Fällen ging es nur um fehlende Hinweise auf die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe. Ein beträchtlicher Anteil der Produkte ließ allerdings auch Rückschlüsse auf Hygienemängel bei der Herstellung zu. Bei den Selbstvermarktern liegt die Beanstandungsquote bei nahezu 100 (!) Prozent.

Helmut Reister

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