So verpulverte Schelsky die Siemens-Millionen

Unternehmensberater und Ex-Betriebsrat Wilhelm Schelsky (59) finanzierte neben Sportvereinen auch seine Familie, Urlaube und seine ganz private Einrichtung.
von  Abendzeitung
Wilhelm Schelsky (59) ist seit 19 Monaten in U-Haft.
Wilhelm Schelsky (59) ist seit 19 Monaten in U-Haft. © abendzeitung

NÜRNBERG - Unternehmensberater und Ex-Betriebsrat Wilhelm Schelsky (59) finanzierte neben Sportvereinen auch seine Familie, Urlaube und seine ganz private Einrichtung.

Er kassierte vom Weltunternehmen Siemens über 30,3 Millionen Euro in sechs Jahren! Vor allem, um die AUB, eine arbeitgeber-freundliche Gegengewerkschaft zur IG Metall aufzubauen. Doch Unternehmensberater und Ex-Siemensbetriebsrat Wilhelm Schelsky (59) kam laut Anklage auch selbst nicht zu kurz. Er ließ etliche Millionen für private Zwecke wie Reisen und Antiquitäten oder Liebhabereien wie Sportsponsoring, versickern. Ab Dienstag, den 23. September, steht der Freund der Mächtigen wegen Untreue und Steuerhinterziehung vor dem Nürnberger Landgericht. Mitangeklagt wegen Beihilfe ist Ex-Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer (51) aus Forchheim. Er überwies Schelsky die als Beraterhonorare deklarierten Millionen. Und war selbst erstaunt, in welchen Kanälen manche Gelder verschwanden. So soll der Franke Schelsky, der zuletzt in Greifswald an der Ostsee lebte, auch die dortige CDU mit Wahlkampfspenden (2002 und 2005) unterstützt und die 131000 Euro gesetzwidrig als Betriebsausgaben abgesetzt haben.

Schelsky zwackte laut Anklage allein drei Millionen Euro für die Sportförderung ab

Doch Details zu den Vorwürfen in der 228-Seiten-Anklage sind von den Angeklagten nicht zu erwarten. Globale Erklärungen sind angekündigt – doch Fragen des Gerichts will Schelsky nicht beantworten. Auch nicht zu den zweckentfremdeten AUB-Geldern: Schelsky zwackte laut Anklage allein drei Millionen Euro heimlich für die Sportförderung ab, ließ sich als großer Gönner der FCN-Handballerinnen feiern, die er auf die Gehaltsliste seiner Firma gesetzt hatte – wie auch die Herren-Mannschaft des VfB Forchheim und die Fußballer des GSV 04 Greifswald. Auf der Honorarliste des Siemens-Günstlings standen auch seine Ex-Ehefrau und seine Tochter als Mitarbeiterinnen – ohne Gegenleistung. Auch seine Urlaubsreisen in die Türkei, Autos, einen Sichtschutzzaun sowie Möbel und Gemälde für sein Gartengrundstück an der Ostsee hatte Schelsky mit AUB-Geldern finanziert und als Betriebsausgaben (insgesamt eine Million Euro) abgesetzt.

Siemens-Manager und Sportfunktionäre berufen sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht

41 Prozesstage sind bis Ende November geplant, 30 von 100 Zeugen bislang geladen. Wobei sich etliche – wie Siemens-Manager oder Sportfunktionäre – bereits auf ihr Aussageverweigerungsrecht berufen, weil gegen sie noch ermittelt wird. Vorgesorgt wurde auch, dass der Mammut-Prozess nicht platzt: Richter Richard Caspar ließ sogar noch einen Ersatzschöffen laden. Und die Anklage vertreten gleich zwei Oberstaatsanwälte: Antje Gabriels-Gorsolke und Peter Dycke. Auch die Verteidigung tritt im Doppelpack an: Schelsky wird von Jürgen Lubojanski (Nürnberg) und Rainer Steffens, Schatzmeister des CDU-Kreisverbandes Greifswald, vertreten. Feldmayer hat Anwalt Martin Reymann-Brauer (Erlangen) und Jura-Professor Hans Kudlich zur Seite. cis

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