So trendy sind Frankens Trachten

Der Bezirk Mittelfranken präsentiert in Nürnberg neu interpretierte, regionaltypische Mode
NÜRNBERG Die bayerische Tracht – klar, die kennt jeder: Dirndl und Lederhosen. Doch was ist in Sachen Tracht eigentlich typisch fränkisch?
Im Ausstellungsraum oberhalb der Töpferwerkstatt im Handwerkerhof haben Evelyn Gillmeister-Geisenhof, Trachtenexpertin des Bezirks, und ihr Team Stellung bezogen. Noch bis 15. Oktober wird in der Ausstellung „Pro Tracht – Mittelfränkische Trachten heute“ die „modische Tracht für eine fränkische Identität“ gezeigt und auch verkauft. Für die Kollektion wurden moderne Schnitte und freche Farben mit regionaltypischen Elementen gemischt.
Die Damenwelt kann zwischen zehn Modellen wählen. Typisch nürnbergerisch, weil im Stile der Patrizier-Frauen, ist „Elisabeth“: „Deren Kleidung zeichnete sich vor allem durch den so genannten Besatzstreifen sowie durch Träger, die sehr weit außen auf der Schulter saßen, aus“, erklärt Gillmeister-Geisenhof.
"Warum sollte man hier bayerische Tracht tragen?"
Den derzeitigen Trachten-Boom führt die Expertin vor allem auf die Globalisierung zurück: „Es wird alles immer gleicher, ein einziger Einheitsbrei. Daher suchen die Menschen Halt – und den kann eine Tracht, eine Gruppenbekleidung, bieten.“ Mit Stirnrunzeln beobachtet die Expertin einen weiteren Trend: den zu Dirndl und Landhausmode in Franken. „Warum sollte man hier bayerische Tracht tragen? Oder gar Landhausmode, die kein Stück eigene Kultur, keine Seele hat?“, fragt sie.
Mit „Pro Tracht“ wirken Gillmeister-Geisenhof und ihr Team diesem Trend entgegen – und der Plan geht spürbar auf: Wegen der großen Nachfrage musste inzwischen das Personal in den Schneidereien aufgestockt werden! Die Damen-Modelle werden allesamt in Werkstätten für Behinderte in der Region gefertigt.
Von der Tragbarkeit der von „Pro Tracht“ entworfenen Modelle, die auf Maß und nach Kundenwunsch gefertigt werden, kann man sich noch bis 15. Oktober selbst überzeugen. Die Verkaufsausstellung ist von Montag bis Samstag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Kostenpunkt für ein Kleid: ab ca. 230 Euro aufwärts.
Kathrin Esberger