So traurig ist der allerletzte Schlussverkauf bei Quelle

Rabatte von bis zu 50 Prozent locken die Massen an – doch viele Einkaufstüten bleiben leer.
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Der Ansturm an den Wühltischen ist riesig – trotz der vielen leeren Regale. Doch der ganz große Kaufrausch bleibt aus.
bayernpress.com 3 Der Ansturm an den Wühltischen ist riesig – trotz der vielen leeren Regale. Doch der ganz große Kaufrausch bleibt aus.
Die Paletten mit Nachschub sind noch nicht einmal ausgepackt, schon stürzen sich die ersten Schnäppchenjäger auf die Waren.
bayernpress.com 3 Die Paletten mit Nachschub sind noch nicht einmal ausgepackt, schon stürzen sich die ersten Schnäppchenjäger auf die Waren.
Je leerer die Regale, desto bedrückter die Stimmung im Quelle-Einkaufszentrum in der Fürther Straße.
bayernpress.com 3 Je leerer die Regale, desto bedrückter die Stimmung im Quelle-Einkaufszentrum in der Fürther Straße.

Rabatte von bis zu 50 Prozent locken die Massen an – doch viele Einkaufstüten bleiben leer.

NÜRNBERG Frust und Gier geben sich die Hand, im Quelle-Kaufhaus in der Fürther Straße. Kommt eine volle Palette aus dem Lager, stürzen sich sofort die Schnäppchenjäger drauf. Gerade werden Laptops ausgepackt. „Lassen Sie doch ihre Finger weg, bis wir die ausgezeichnet haben“, schreit ein Quelle-Mitarbeiter das Rudel um ihn herum an.

Doch die Prozente-Geier nehmen unverdrossen Kartons herunter, drehen sie ratlos hin und her. Was drin ist, wissen sie nicht. Es interessiert die meisten auch nicht. „Hauptsache, es ist billig“, sagt einer. Als sie hören, dass die topaktuellen Geräte immer noch 600 Euro kosten, gehen sie zur nächsten Palette – zu teuer. „Die wollen alles für einen Euro“, knurrt der Quelle-Mann wütend. „Kaufen tun die eh nix mehr.“

Es ist das traurige Ende des Quelle-Einkaufscenters in der Fürther Straße. Hier, wie in 1200 anderen Quelle-Shops und Technik-Centern, locken Rabatte von bis zu 50 Prozent die Massen. Insgesamt 18 Millionen Räumungsverkaufs-Artikel sollen bis Weihnachten verkauft werden. Bereits am Sonntag startete der Internet-Verkauf. Kurz darauf brach die Quelle-Website zusammen. Die Bestellungen überschreiten mit rund 80000 Artikeln schon jetzt die Weihnachtsrekorde aus den Vorjahren. Und auch die Läden werden seit gestern gestürmt.

Ein alter Mann mit Gehhilfe hat einen Stapel DVDs in der Hand, dazu Computer- und Playstation-Spiele. Ob er denn die entsprechenden Geräte dazu hat? „Nein, wieso?“, fragt er entgeistert und geht zur Kasse.

Je leerer die Stockwerke, desto gereizter und bedrückter die Stimmung

„Aasgeier“, nennt ein Quelle-Verkäufer die Massen verbittert. Angezogen von knallroten Schildern, auf denen die Prozentnachlässe hinausgeschrien werden müssen. Viele Regale und Vitrinen sind schon leer. Mitten in einem Gang sind achtlos aufgerissene Kartons. Eine Wanduhr liegt am Boden.

Doch trotz des Ansturms bleibt der große Kaufrausch in Nürnberg aus. Die Tüten sind selten voll. Der Schuh-Abteilungsleiter sagt: „Heute waren weniger Kunden da als die letzten Tage vor der Pleite.“ Schnäppchenjäger Stefan S. (24) findet dafür eine Erklärung: „Besonders wählerisch darf man hier nicht mehr sein. Da ist viel Ramsch dabei.“

In der Küchenabteilung gibt es noch ein Einzelstück: Anstatt 16.000 Euro zahlt man nur rund 4000 Euro für die Einbauküche „Chur“. Je leerer die Stockwerke des Einkaufszentrums werden, desto gereizter und bedrückter ist die Stimmung.

Günther U. ein 50-jähriger ehemaliger Quelle–Verkäufer, besucht seine Ex-Kollegen. Er schaut sich in der leeren Abteilung um. Dann sagt er leise: „Im Wald gibt es genug Bäume, um Typen wie Middelhoff und Co.aufzuknüpfen.“

M. Mai/M. Diekmeyer

Am Dienstag demonstrieren die Quelle-Mitarbeiter ab 13 Uhr in der Fürther Straße. Wie 500 Mitarbeiter der Nürnberger Quelle-Tochter Profectis um ihre Jobs bangen, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Dienstag, 3. November.

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