So teuer kommt Nürnberg ein Club-Abstieg

Die Stadt würde mit dem 1. FCN einen erstklassigen Image-Träger verlieren, sagt Wirtschaftsreferent Roland Fleck. Auch die Stadionmiete würde sich halbieren
NÜRNBERG Nein, über mangelnden Zuspruch der Fans kann sich der 1. FC Nürnberg wahrlich nicht beschweren. In der Woche vor dem entscheidenden Spiel um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga sind Rot und Schwarz die angesagtesten Farben in Nürnberg. Wohnhäuser sind mit Club-Fahnen geschmückt, sogar das Portal der evangelischen Egidienkirche zieren schwarze und rote Stoffbahnen. Weil der Club am Dienstag sein 110-jähriges Bestehen gefeiert hatte, wurden am Rathaus extra die Vereinsflaggen gehisst.
Aber ob es etwas nützt? Morgen beim Saisonfinale gegen den 1. FC Köln ist jedenfalls jedes Szenario denkbar: Abstieg, Relegation oder die Rettung. Besonders mit dem Verein zittert die mittelfränkische Wirtschaft. Denn: „Der FCN ist ein Imageträger“, sagt Wirtschaftreferent Roland Fleck (CSU).
Ob das Aus für AEG oder für Quelle – die Wirtschaft im Großraum Nürnberg-Fürth hat in den vergangenen Jahren gelitten. Umso wichtiger scheint der Erstliga-Fußball als Werbeträger für die Region. „Das ist unbezahlbar für Stadt und Standort“, sagt Fleck. Besonders Hotels, Gastronomie und der Einzelhandel müssten Einbußen hinnehmen, sollte es mit dem Klassenverbleib nicht klappen. „Jedes zweites Wochenende kommen mehr als 40.000 Menschen in die Stadt. Sie bringen oft Familienangehörige und Freunde mit, die einkaufen gehen“, so Fleck. Und natürlich: Auch gegessen und getrunken wird beim Stadionbesuch.
Die Saison-Einnahmen würden von drei auf 1,5 Millionen Euro sinken
In der 2. Liga ist das Zuschauerinteresse gedämpft. Es ginge dann nicht gegen Spitzenteams wie den FC Bayern, sondern zum Beispiel gegen den SC Paderborn oder Rot-Weiß Oberhausen. Auch finden in der 2. Liga die Spiele in der Regel am Freitagabend, sonntags oder am Montagabend statt: unattraktive Zeiten für einen ausgedehnten Ausflug nach Nürnberg.
Die Stadtkasse wird im Abstiegsfall die sportliche Pleite des 1. FC Nürnberg auch direkt zu spüren bekommen: Als Zweitligist wird der Verein nicht mehr so viel Geld an die Betreibergesellschaft des Stadions überweisen können, an der die Stadt mit 25 Prozent beteiligt ist. „Der Betrag würde um einen siebenstelligen Betrag sinken“, sagt Fleck. Genauere Zahlen will er nicht nennen, auch mögliche weitere Konsequenzen wolle man erst nach dem Saisonende bereden. Andere Quellen sprechen davon, dass sich die Stadionmiete auf rund 90.000 Euro pro Heimspiel halbieren würde. Die Saison-Einnahmen sänken demnach von drei auf 1,5 Millionen Euro. Egal, wie hoch die genaue Summe ist, Fleck verspricht: „Wir halten am Samstag ganz fürchterlich die Daumen.“
Das gilt natürlich auch für die leidgeprüften Fans des FCN, die nach nur einer Saison in der 1. Liga nicht schon wieder den Abstieg ihres Vereins betrauern wollen. „Es nützt ja nichts: Am Samstag werden 50.000 Fans hinter der Mannschaft stehen“, beteuert Thomas Zirngibl, der Vorsitzende des Fanverbandes, in dem sich zahlreiche Fanclubs organisiert haben.