So tätowiert sind die Nürnberger

Die Bilder auf der Haut werden auch bei Normalos immer beliebter. Aber Achtung: Auch hier gibt es Mode-Trends
NÜRNBERG Sollte es Brad Pitt mal langweilig mit seiner Frau Angelina Jolie werden, so kann er sich ganz ins Studium ihres Körpers vertiefen: Rund ein Dutzend Tätowierungen zieren die Haut der Schauspielerin. Jetzt ist ein neues dazugekommen: auf dem inneren Oberschenkel. Das, so sagt sie, sei exklusiv für Brad. Bleibt zu hoffen, dass sie von verschlungenen Zeichen („Tribals“) oder süßen Tierchen abgesehen hat – die sind nämlich ziemlich out. Angesagt dagegen sind Portraits. Und das auch bei immer mehr fränkischen Normalos...
Der Tattoo-Boom ist ungebrochen, ob bei den Stars oder eher durchschnittlichen Nürnbergern: Sommer, Sonne, T-Shirt – und überall blitzen die Bilder hervor. Ein Ende des Trends ist auch in der Noris nicht abzusehen.
Was heißt hier Boom?
„Was heißt hier überhaupt Boom?“, wundert sich ohnehin Sven Fitzkow, Chef des Studios „Fleur de Lis“ in der Breiten Gasse. Einen solchen hat er Anfang der 1990er-Jahre bemerkt. „Mittlerweile ist das Tattoo ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft geworden“. Und so sucht er derzeit auch einen Azubi, um der Arbeit mit der Nadel Herr zu werden.
Denn nicht nur bei ihm glüht die Stechmaschine. Eben kam eine Kundin, die ihren Mann zum 15. Hochzeitstag überraschen will: Sein Name soll an den Knöchel. Einen Meter weiter beugt sich ein junger Mann über einen Stuhl: Seinen Rücken soll später eine riesige Geisha zieren. Drei Sitzungen hat er schon hinter sich, etwa sieben werden noch folgen. Grundpreis: 650 Euro – nach oben offen.
Zehn Prozent der Deutschen sind tätowiert
Ein einträgliches Geschäft: Rund zehn Prozent der Deutschen sind nach Branchenschätzungen tätowiert. Alleine in Nürnberg dürften an die 30000 Jugendliche und Erwachsene verziert sein. Und nicht nur harte Jungs, auch zarte Mädchen legen sich unter die Nadel: Florale Motive wuchern derzeit über viele Frauenschultern. In bei den Jungs dagegen ist Altmodisches wie einst bei den Seeleuten. Auch Religiöses wird immer häufiger verlangt.
Aus Amerika schwappt aber langsam der definitive Trend nach Franken: Portraits. Ein Meister dieses Fachs ist der Kitzinger Andy Engel (37), der wahre Kunstwerke in Waden oder Rücken stichelt. Ob Audrey Hepburn, Klaus Kinski oder ein Baby-Foto vom Sohn – seine Bilder sehen aus wie Fotografien. Engel kommt aus einer Schlosserfamilie. „Das sind die Engels schon seit Generationen. Nur ich bin ausgeschert.“ Zum Glück, kann man da sagen, hat dieser Schlosser Feingefühl.
sw
Welche Gefahren vom Tätowieren ausgehen und wie sich die "Jugendsünden" wieder entfernen lassen lesen Sie in der Montagsausgabe Ihrer Abendzeitung.