So sieht der Hof einer irren Tierzüchterin aus

Dreck, Kadaver, völlige Verwahrlosung: Verheerende Zustände bei Züchterin Jaqueline T. (31) – erst in Stein, jetzt in Treuchtlingen
von  Abendzeitung
Völlige Verwahrlosung: Auch in der Scheune vegetieren Hunde, der Amtstierarzt hält die Zustände für „tolerabel“.
Völlige Verwahrlosung: Auch in der Scheune vegetieren Hunde, der Amtstierarzt hält die Zustände für „tolerabel“. © privat

Dreck, Kadaver, völlige Verwahrlosung: Verheerende Zustände bei Züchterin Jaqueline T. (31) – erst in Stein, jetzt in Treuchtlingen

NÜRNBERG/TREUCHTLINGEN Es sind Bilder, die Tierfreunden die Tränen in die Augen treiben: Apathische Pferde stehen im Stall. An ihren Schenkeln klaffen riesige Fleischwunden. Verwahrloste Hunde – Bulldoggen, Golden Retriever – streunen über den Hof, auf der Suche nach Fressbarem. Es stinkt erbärmlich: Auf dem Boden des Anwesens in der Nähe von Treuchtlingen liegt der halbverweste Kadaver einer Ziege.

Es sind Bilder, die die Tierschützerin Anna B. (Name geändert) und ihre Mitstreiterinnen vom Tierschutzverein „Freunde der Tiere Altmühltal e.V.“ nie vergessen werden. Aber es sind Bilder, die sich nun schon zum dritten Mal wiederholen: Über die Machenschaften von „Tierzüchterin“ Jaqueline T. (31, Name geändert) hatte die AZ schon 2006 berichtet. Damals trieb T. ihr Unwesen noch in Stein bei Fürth. Nachbarn wurden auf die verheerenden Zustände aufmerksam, verständigten den Notdienst des Nürnberger Tierheims und den Amtsveterinär. Schlussendlich musste die Feuerwehr anrücken, um das völlig verkommene und verdreckte Gelände zu räumen. Auch hier war der Garten übersäht mit verwesenden Tierleichen. Überall lagen spitze Metallstangen, Knochen, Federn und Fellreste herum. Die Tiere wurden konfisziert – nicht lange allerdings.

„T.s Vater und Bruder arbeiten in Nürnberg bei der Polizei“, erinnert sich Nürnbergs Tierheim-Chef Denny Baruch, der sich persönlich in dem Fall engagierte. „Sie wussten um die juristischen Möglichkeiten und brachten die Tiere zurück in die Fänge von Jaqueline T.“

"Keine tierschutzrechtlichen Verstöße", meint der Amtsveterinär

Anna B. erlebte jetzt auf dem Treuchtlinger Hof just das Gleiche. Sie erhebt schwere Vorwürfe gegen den zuständigen Amtstierarzt des Landkreises Gunzenhausen-Weißenburg, Georg Lechner: „Die Zustände auf dem Hof waren ihm lange bekannt“. Vor allem auch, weil Jaqueline T. nach dem Drama von Stein den Standort für ihre perverse Tierzucht nach Schlungenhof bei Gunzenhausen verlegt hatte, was auch in Lechners Zuständigkeitsgebiet fällt. Und auch dort seien die Zustände bald so desolat gewesen, dass Nachbarn die Behörden informierten.

Doch erst in Treuchtlingen sei die Behörde nach langem Nachhaken der Tierschützer aktiv geworden. Man habe die Vereinsmitglieder auf den Hof gelassen, zum Ausmisten und Saubermachen, berichtet Anna B. Rechtliche Konsequenzen habe es aber nicht gegeben. Auch nicht, als T. in einem Tobsuchtsanfall die Frauen angeblafft habe, sie sollten doch auch ihre Tochter im Babyalter mitnehmen: „Wenn Ihr sie haben wollt, könnt Ihr sie haben“, soll T. gesagt haben.

Auf AZ-Nachfrage bestreitet Lechner, dass es auf dem Hof „tierschutzrechtliche Verstöße“ gegeben habe: „Jetzt ist dort ein Zustand erreicht, der tolerabel ist.“ Jaqueline T. war auf AZ-Nachfrage nicht zu erreichen. Ihre Zucht-Geschäfte, offensichtlich mit Hunden aus Osteuropa, betreibt sie weiter: Über das Internetportal „deine-tierwelt.de“ bot sie noch gestern Englische Bulldoggen zum Verkauf an. Steffen Windschall

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