So rüstet sich Nürnberg gegen die fiese Schweinegrippe
Die Zahl der Erkrankungen nimmt zu – bis zu 90 Prozent der Fälle werden nicht erkannt.
NÜRNBERG 111.542 Fälle weltweit, 14.451 in Europa, 763 in Deutschland, 67 in Bayern und 13 in Nürnberg: Die Infektionen mit Schweinegrippe werden immer zahlreicher. Bei 15 weiteren Tests in Nürnberg standen die Ergebnisse bis gestern Abend noch aus.
Das Gesundheitsamt geht davon aus, dass noch viel mehr Menschen in Nürnberg vom gefährlichen Virus H1N1 betroffen sind. Nur eine von zehn Erkrankungen wird überhaupt entdeckt. „Die Dunkelziffer liegt bei bis zu 90 Prozent“, so Behördenleiter Fred-Jürgen Baier. So rüstet sich die Stadt Nürnberg gegen die Neue Grippe...
Zum einen appelliert Baier an die Nürnberger, die Hygieneregeln einzuhalten. Damit kann die Verbreitung von nicht erkannten Fällen verlangsamt werden.
Problem dabei ist, dass sich die Symptome nicht sehr von einer normalen Influenza oder Virusgrippe unterscheiden: plötzlicher Krankheitsbeginn, Fieber über 38 Grad, Husten, Muskel-, Kopf- und Halsschmerzen, Schwäche, Übelkeit und Durchfall. Gewissheit bringe erst ein Gespräch mit dem Arzt und der Virentest.
Die Schweinegrippe verläuft meist mild - noch...
Sind die Laborbefunde positiv, greift das Amt ein. Die Patienten bekommen ein antivirales Artzney (Tamiflu, Relenza) und werden sieben Tage unter Quarantäne gestellt. Das gilt auch für die direkten Kontaktpersonen der Erkrankten. „So ist es uns gelungen, bisher die Ausbreitung einzugrenzen“, so Baier.
Problematisch sieht er die kommende Ferienzeit. Reisende können die Viren einschleppen (Baier: „Es gibt allerdings keine offiziellen Reisewarnungen!“). Zudem beginnt auf der Südhalbkugel der Winter, die Schweinegrippe-Viren könnten sich mit anderen Influenza-Erregern zu einem noch gefährlicheren Viren-Cocktail mischen.
Dagegen soll dann der neue Impfstoff helfen, der spätestens im November bereitgestellt sein soll. 25 Millionen Menschen in Deutschland können geimpft werden, vor allem Mitarbeiter im Gesundheitswesen, in sicherheitsrelevanten Berufen und Jugendliche. Wie die Auswahl stattfindet und wer den Impfstoff verteilt, ist noch nicht geregelt. Klar ist dagegen: Die Kassen zahlen die Impfung.
Derzeit verläuft die Schweinegrippe meist mild. Sollte sich das ändern, wechselt auch die Bekämpfungs-Taktik. Dann könnten vorsorglich Schulen, Kindergärten oder Fußballstadien geschlossen werden. Baier: „Aber so weit ist es noch nicht!“
M. Reiner
Wie Sie sich gegen die Schweinegrippe schützen können, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Freitag, 17. Juli.