So laut ist Nürnberg
„Rock im Park“ als Lärm-Faktor Nummer eins? Von wegen! Der AZ-Test beweist: Selbst auf dem friedlichen Westfriedhof geht’s nicht viel ruhiger zu...
NÜRNBERG Wenn in gut zwei Wochen 91 Bands den Dutzendteich wieder einmal zum Brodeln bringen, bebt garantiert auch wieder so mancher Anwohner – vor Zorn.
Einige Bewohner von Seume- oder Hagedornstraße fühlen sich durch Gitarren-Riffs und Schlagzeug-Soli belästigt und können an die Bedeutung des Drei-Tage-Festivals „Rock im Park“ für die Stadt nicht so recht glauben.
Dabei halten sich die Veranstalter an die vom Ordnungsamt vorgeschriebene Lärmgrenze: Maximal 60 Dezibel (dB) Bühnen-Lärm dürfen von Beginn bis Ende der Musikdarbietungen in Vorgärten ankommen – in der übrigen Festivalzeit sind es 55dB. Und das sind (obwohl sich die Lautstärke pro zehn Dezibel verdoppelt) nicht viel.
Am Frankenschnellweg dringend nötig: Schallschutzfenster oder ein dickes Fell
Denn der AZ-Test beweist: Nürnberg ist viel lauter als diese Grenzwerte. Selbst da, wo man es nie vermuten würde.
Im Gegensatz zu den ruhe-verwöhnten Anwohnern des Dutzendteichs, die nur drei Tage im Jahr mit den Park-Rockern klarkommen müssen, brauchen Menschen, die am Frankenschnellweg leben, wahlweise Schallschutzfenster oder ein dickes Fell:
Neben Abgasen sind sie, zumindest während der Hauptverkehrszeiten, mit einem permanenten „Wrumm wrumm“ der Autos und Lkw konfrontiert, die unter oder neben ihren Wohnhäusern hinwegbrausen. Eine Messung am N-Ergie Heizkraftwerk in der Sandreuthstraße ergab beispielsweise Werte um die 90 dB.
Eine von Nürnbergs lärmigsten Ecken ist der Plärrer
Eine von Nürnbergs lärmigsten Ecken ist, zumindest tagsüber, der Plärrer – über und unter der Erde: Satte 92,2 zeigte das Dezibel-Messgerät an, als im ersten U-Bahngeschoss die U2 Richtung Röthenbach einfuhr; 83,5, als draußen die Straßenbahn Richtung Gibitzenhof startete.
Gar nicht so beschaulich geht’s im Knoblauchsland zu:
Bei Starts und Landungen am nahen Airport: 87,6 Dezibel wurden am Boden gemessen, wenn schwere Passagier-Maschinen drüberfliegen.
Wenigstens am Hauptmarkt kann der Stressgeplagte noch ruhige Nachmittage erleben? Von wegen! Wenn beim Männleinlaufen an der Frauenkirche Touristen große Augen machen, gibt’s zeitgleich auch was auf die Ohren:
Immerhin 79 dB zeigte der Schallmesser an – und satte 95,2, als eine Dixie-Band beim Spargelmarkt loslegte.
Totenstille: eine Illusion!
Selbst da, wo es eigentlich am ruhigsten sein sollte, auf dem Westfriedhof, ergaben Nachmittagsmessungen Werte über 60 dB.
Genauso viel, wie bei „Rock im Park“ bei den Anwohnern ankommen darf...
Steffen Windschall
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