So kämpft die Polizei gegen Rocker-Banden in Franken
Neue „Bandidos“- Gruppe in Nürnberg - doch hier sind die verfeindeten „Hells Angels“ bereits im Rotlichtviertel aktiv. Die Polizei setzt auf harte Spielregeln im Umgang mit den Kutten-Trägern
NÜRNBERG „Outlaws“ gegen „Hells Angels“ gegen „Bandidos“: In Deutschland herrscht der Rocker-Krieg! Erst jetzt wurden Hells Angels in Kaiserslautern verurteilt, weil bei Revierkämpfen ein „Outlaw“ (zu deutsch: Gesetzloser) getötet wurde. Vor wenigen Wochen haben die Bandidos mit einem „Chapter“, einem Unterverein, in Nürnberg Fuß gefasst. Doch zwei Häuser an der Frauentormauer sind bereits in der Hand der Hells Angels. Droht nun auch in der Noris die Eskalation?
„Nein“, sagt Werner Mikulasch (56), Leitender Kriminaldirektor. „Das liegt an der Polizei.“ Die nämlich schaut den so genannten „One-Percenters“, also jenem einen Prozent, dem der Rechtstaat egal ist, genau auf die Finger.
28 Rocker-Clubs gibt es in Mittelfranken. Bei zehn davon laufen rund 100 „One-Percenter“ mit. Dass die Bandidos neben Allersberg nun auch in Nürnberg die Motoren heulen lassen, haben Mikulasch und seine Leute im Auge. Zu oft schon sind Bandidos im Rauschgifthandel aufgeflogen und wurden Waffen gefunden. Ihr Allersberger Präsident ist zugleich Vize-Präsident von Europa.
„Ich schätze ihn als gemäßigt ein“, so Mikulasch. Dennoch: Ein Dialog entsteht mit den Rockern nicht. „Bei denen gilt: keine Aussage, keine Kooperation, keine Zusammenarbeit mit der Polizei.“ So schlagen die Beamten den gleichen Ton an: „Wir erklären unsere Spielregeln. Werden diese nicht befolgt, gibt’s Ärger.“ Dieser Linie schreibt Mikulasch zu, dass sich die Hells Angels hier nicht den Markt mit den Bandidos teilen wollen. „Wir wollen die Hells Angels hier nicht haben. Das heißt, dass wir ihnen das Leben sehr unbequem machen.“ Mit permanenten Kontrollen beispielsweise. Zur AZ sagte Hells Angels-Sprecher „Django“: „Wir werden kein Chapter in Nürnberg gründen.“
„Manchmal reicht eine Kleinigkeit, dass alles eskaliert“
In der Szene allerdings ist bekannt, dass sich die Hells Angels zumindest sehr wohl dafür interessierten. Doch zur Chapter-Gründung braucht’s ein Mindestmaß an Mitgliedern, genau wie in jedem Gesangsverein. Doch nur vier bis sechs Hells Angels, so schätzt Mikulasch, leben in Nürnberg.
Revierkämpfe fürchtet er nicht. Die Bandidos die Drogen, die Hells das Rotlicht – so ist es aufgeteilt. Er hat momentan keine Erkenntnisse, dass in Franken ein Rockerkrieg entstehen könnte: „Noch ist alles ruhig“. Aber er weiß auch: „Manchmal reicht eine Kleinigkeit, dass alles eskaliert.“
Schon deshalb befürwortet er das Vorhaben einiger Innenminister, die Motorradclubs zu verbieten. „Sie hätten dann beispielsweise keine Vereinsheime mehr. Auch die gemeinsamen Erkennungszeichen fallen weg. Und ohne solche Abzeichen wird die Rocker-Gang sehr uninteressant.“
Mikulasch bemerkt einen Zulauf zu den Clubs. Er ist selbst Motorradfahrer. „Aber eine Kutte brauche ich nicht. Ich habe immer noch keine Begründung gefunden, was die Faszination Motorradclub ausmacht.“ sw