So gefährlich ist der Flughafen-Tunnel

Naturschützer befürchten, dass der Reichswald austrocknet und die Häuser in Buchenbühl geschädigt werden – und muten den Anwohnern am Bierweg jedoch höhere Verkehrs- und Lärm-Belastungen zu
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Die umstrittene Trasse (rot) soll den Flughafen (li.) mit der Autobahn verbinden. Die Bewohner von Buchenbühl (vorne) wehren sich gegen die Belastung.
Hajo Dietz 2 Die umstrittene Trasse (rot) soll den Flughafen (li.) mit der Autobahn verbinden. Die Bewohner von Buchenbühl (vorne) wehren sich gegen die Belastung.
Mit Gerüsten zeigen Umweltschützer, wie hoch der Damm wird, auf dem die Trasse durch den Wald bei Buchenbühl geführt wird.
Berny Meyer 2 Mit Gerüsten zeigen Umweltschützer, wie hoch der Damm wird, auf dem die Trasse durch den Wald bei Buchenbühl geführt wird.

Naturschützer befürchten, dass der Reichswald austrocknet und die Häuser in Buchenbühl geschädigt werden – und muten den Anwohnern am Bierweg jedoch höhere Verkehrs- und Lärm-Belastungen zu

NÜRNBERG Die Umweltschützer schlagen Alarm: Der geplante Tunnel unter dem Flughafen trocknet den Reichswald aus! 400 Jahre alte Eichen und wertvolle Biotope werden durch den Bau der Nordanbindung des Flughafens an die Autobahn unwiederbringlich zerstört. Die Siedler in Buchenbühl fürchten, dass ihre Häuser und Grundstücke geschädigt werden und an Wert verlieren. Grund: Für den Bau des Tunnels muss das Grundwasser um bis zu 25 Meter abgesenkt werden.

„Es ist nicht auszuschließen, dass der Wasserhaushalt im Reichswald nachhaltig gestört wird und sich nach dem Bau nicht mehr normalisiert“, sagt Tom Konopka vom Bund Naturschutz (BN). Und Klaus Miosga von der Siedlervereinigung Buchenbühl befürchtet, dass sich die Wasserströme im Untergrund so verändern, dass aus der alten Mülldeponie im Osten des Ortsteils giftiges Arsen Richtung Buchenbühl geschwemmt wird.

Die Naturschützer bauen auf ein Gutachten des BN-Experten Otto Heimbucher. Der Hydrogeologe hat bereits beim ersten Erörterungtermin das Wassergutachten des staatlichen Straßenbauamts zerpflückt. Das ist auch der Grund, warum das Verfahren rund um die Flughafenanbindung in eine neue Runde gehen muss. Bis zum 16. Dezember können im ergänzenden Planfeststellungverfahren nun nochmals Einwendungen eingebracht werden.

Das Amt hat sein Wasser-Gutachten für das auf 60 Millionen Euro veranschlagte Projekt nachgebessert. Es kommt zu dem Resultat, dass sich das Grundwasser nach dem Bau wieder einpegelt. Die Schwankungen in Buchenbühl entsprächen den normalen jahreszeitlichen Werten, die Bausubstanz der Häuser sei nicht gefährdet.

Der Flughafen will den direkten Anschluss an die Autobahn. Bei steigenden Passagierzahlen rechnen die Airport-Bosse auch mit steigendem Verkehrsaufkommen auf den Zufahrtsstraßen. Eine Prognose, die die Umweltschützer anzweifeln. „Die prognostizierten Fluggastzahlen werden frühestens fünf bis sieben Jahre später erreicht“, sagt Stefan Ebertsch, der eine Verkehrsstudie erstellt hat.

"Viele Straßen in Nürnberg sind viel höher belastet"

Die dürfte bei den Anwohnern in Ziegelstein und vor allem entlang des Bierwegs nicht gut ankommen. Dort fahren jeden Tag über 16.000 Autos. Eine Belastung, die durch die Nordanbindung erheblich reduziert werden soll – eines der Hauptargumente für den Flughafen-Tunnel.

Doch das Aktionsbündnis spielt diese Belastung herunter. Es gehe ja lediglich um etwa 2000 Menschen, die am Bierweg wohnen. Ihnen sei sogar noch eine Zunahme des Verkehrs um 1000 Autos am Tag zuzumuten. „Es gibt viele Straßen in Nürnberg, die noch viel höher belastet sind“, sagt Ebertsch. Doch wenn der Bierweg mit Flüsterasphalt geteert werde, dann sinke auch die Lärmbelastung für die Anwohner.

Wie geht’s weiter? Gutachten steht gegen Gutachten, Interesse gegen Interesse. Die Regierung von Mittelfranken wird in den nächsten Monaten alle Argumente abwägen und den Plan dann genehmigen – sicherlich mit Auflagen, die sicherlich auch Geld kosten werden.

Ob die Baukosten von 60 Millionen Euro dann noch zu halten sein werden, ist offen. Und ob bei einer Kostensteigerung noch gebaut wird, das muss der Bund entscheiden. In den Verkehrswegeplan ist die Trasse aufgenommen. Allerdings kommt es nun darauf an, wie die Stadt Nürnberg zu dem Projekt steht. Im Stadtrat wurde noch nicht abgestimmt, die SPD hat sich noch nicht entschieden (siehe Print-Ausgabe der AZ vom 18. November). Zwar hat die Stadt Nürnberg nichts mit dem Bau zu tun. Aber wenn die Stadträte gegen den Tunnel stimmen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass das Projekt gebaut wird. Da gibt der Bund das Geld lieber für Projekte aus, die mehr Zustimmung haben.

Michael Reiner

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