Coronavirus: So funktioniert das Contact-Tracing in Bayern

Um Corona-Infektionsketten genau nachverfolgen zu könnnen, gibt es Teams für "Contact-Tracing". Die Mitarbeiter müssen vor allem eins sein: Schnell.
von  Klaus Wiendl
Im Einsatz gegen Corona: Sabrina Duffner (l.) und Stephanie Reich vom Miesbacher Contact-Tracing-Team.
Im Einsatz gegen Corona: Sabrina Duffner (l.) und Stephanie Reich vom Miesbacher Contact-Tracing-Team. © Klaus Wiendl

München - Spezielle Teams versuchen Kontaktpersonen von Corona-Infizierten zu ermitteln. Angesichts steigender Zahlen blicken Gesundheitsämter besorgt auf die nächsten Wochen. Gelingt der Kampf gegen einen zweiten Lockdown? Um die Ausbreitung von Corona zu verhindern, ist es wichtig, die Personen schnell zu finden und in der Quarantäne zu betreuen, die mit positiv Getesteten Kontakt hatten. Die Gesundheitsämter haben dafür spezielle Ermittler, die "Contact-Tracing-Teams" (CTT).

Nur wenn es in wenigen Stunden gelingt, eine mögliche Infektionskette nachzuverfolgen, besteht die Möglichkeit, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. "Schnelligkeit ist alles", sagt CTT-Chef Benedikt Wiedemann vom Gesundheitsamt Weilheim-Schongau. Dort liege der Rekord seines 25-köpfigen Teams bei fünf Stunden zwischen der Meldung eines positiven Befunds und der Ermittlung relevanter Kontaktpersonen. Ein positiv Getesteter muss dann für zehn Tage in Quarantäne, da er nach jüngsten Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts (RKI) im Schnitt acht bis neun Tage infektiös ist.

Miesbach: Corona-Fallzahlen steigen wieder an

Eine Kontaktperson ersten Grades, die mit der positiv getesteten Person mindestens 15 Minuten "face-to-face-Kontakt" ohne Maske und weniger als 1,5 Meter Abstand hatte, muss dagegen 14 Tage in Quarantäne. Pro Fall treten bei Wiedemann vier bis fünf Mitarbeiter in Aktion. "Für einen Infizierten kommen schnell mal 20 Kontaktpersonen zusammen", die nachverfolgt würden. In Miesbach rühmt man sich, als einer der "ersten Landkreise" diese Teams umgesetzt zu haben. "Weil wir sehr früh ein Hotspot waren", sagt Landkreis-Sprecherin Sophie-Marie Stadler. Andere Landkreise hätten es "ewig nicht geschafft", die CTT mit Containern, PCs und Telefonen auszustatten. "Wir merken allerdings, dass die Leute unvorsichtiger werden, denn die Positivfälle ziehen wieder an."

Ursache seien meist Grillpartys mit mehr als 25 Gästen. Diese müssten zwar nicht gleich in Quarantäne, so Stadler, aber Aufgabe der Ermittler sei es, alle ausfindig zu machen und zu fragen, welcher Kontakt zur Infizierten bestand. Zuletzt sind die Corona-Fallzahlen im Landkreis Miesbach laut Landratsamt wieder angestiegen. Am Wochenende wurde eine Arbeiterunterkunft in Holzkirchen unter Quarantäne gestellt, nachdem ein Bewohner positiv getestet wurde. Insgesamt seien derzeit 70 Personen im Landkreis in Quarantäne, hieß es am Montag.

Zu spüren bekamen die Miesbacher Tracing-Teams auch die jüngsten Corona-Testpannen (siehe Kasten). Stadler berichtet von "sehr erbosten Anrufen". "Für die CTT’ler ist das ärgerlich, wenn sie die ganze Wut abbekommen. Schließlich wissen sie nicht, wer an einer Autobahn getestet wurde." Nicht so effektiv scheint auch die Verfolgung von Namen und Nummern in der Gastro zu sein. Sie glaube nicht, so Stadler, dass schon jemand ermittelt worden sei, der sich dort infiziert habe.

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