So empfängt OB Maly den Dalai Lama in Nürnberg

Trotz Protesten aus China und von der Wirtschaft:Der Friedensnobelpreisträger darf sich im Rathaus auch ins Goldene Buch der Stadt eintragen
NÜRNBERG Nur noch fünf Tage bis zum Besuch des Dalai Lama (72) am Wochenende in Nürnberg. Die Veranstaltung des offiziellen geistlichen und weltlichen Oberhaupts der Tibeter am Sonntag in der Arena ist ausverkauft. OB Ulrich Maly (SPD) wird den Auftritt des Friedensnobelpreisträges moderieren – und ihn schon am Samstag im Rathaus zum Eintrag ins Goldene Gästebuch empfangen.
Oder doch nicht? Denn bei den Machthabern in China gelten die offiziellen Empfänge für den als Gottkönig auserwählten Mönch als Affront. Ruft er doch aus dem Exil in Indien zur Autonomie seines Landes auf. Außenminister Walter Steinmeier warnte schon davor, Porzellan zu zerschlagen. Auch Bundespräsident Horst Köhler lehnte ein offizielles Treffen ab. Das chinesische Konsulat protestierte in Nürnberg gegen Malys Plan. Einheimische Wirtschaftskapitäne haben angeblich Angst um ihre guten Geschäftsbeziehungen.
„Es bleibt dabei, es gibt keine Änderungen im Programm“, erklärte der OB jedoch gestern auf AZ-Anfrage. Erstens habe nicht die Stadt, sondern die „Tibet Initiave Bayern“ die Veranstaltung organisiert. Und zweitens: „Wenn ein Friedenskämpfer und hoher kirchlicher Würdenträger zu uns kommt, ist doch klar, dass wir ihn auch offiziell empfangen“, so Maly weiter. „Ich bin doch nur ein kleiner Oberbürgermeister. Was habe ich schon mit der Außenpolitik und mit Herrn Steinmeier zu tun?“
Beim Aufruhr der Tibeter gegen die Besatzer habe China bereits 4000 Einheimische gefangen genommen, behauptet Wolfgang Grader. Der Bamberger Lehrer koordiniert die Auftritte des Dalai Lama in Franken. Und wird in Nürnberg wohl einen Aufmarsch deutscher Mönche gegen den Dalai Lama erleben, die gegen dessen rigiden Kurs gegen die religiöse Shugden-Tradition protestieren wollen.
cis